Pfarrkirche Hl. Martin (Obergasse)

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"In villa Pludono ecclesia cum decima de ipsa villa. Et decima cum ecclesia de Puire." ("In Bludenz die Kirche mit dem Zehent von diesem Dorf. Und der Zehent samt Kirche von Bürs"). Da ist also Puire, das Bürs aus dem rätischen Güterverzeichnis mit einer Kirche, die nach Bludenz zinspflichtig ist. [1] Bürs in der Herrschaft Sonnenberg seit 1474, wird 1578 zur einer eigenen, selbstständigen Gemeinde, zu welcher auch die "Pranner" und die "Berger" gehören. Um 1347 gibt es eine erste Kirche als sog. Frühmeßstiftung und um 1480 wird aus der nicht näher bekannten oder beschriebenen Kapelle ein eigenes Gotteshaus. Das Haus wird 1768 barockisiert; der Brand von 1843 führt im Zuge des Wiederaufbaues zum Abbruch des Langhauses und einem dieses verlängernden Anbau. Der Chor bleibt in seiner Form bis heute erhalten; der Turm wird 1863 umgebaut und den neuen Bedürfnissen auch optisch angepaßt. 1872 erfolgt die Kirchenweihe. Renovierungen sind für 1872 und 1937 verzeichnet, der Turm erhält 1906 gekoppelte Spitzbogen mit Rundbogenschallöffnungen und einen Giebelspitzhelm. Das bleibt alles so, bis 1973 die neue Pfarrkirche zu Maria, der Königin des Friedens, im neuen Wohngebiet im Westen des alten Dorfes ihren "Betrieb aufnimmt". Die Pfarrkirche zum Hl. Martin wird zur "Alten Pfarrkirche".

Diese Kirche ist ein mächtiges Langhaus unter einem gemeinsamen Satteldach mit einer klassizistischen Giebelfassade und einem Giebelportikus; ostseitig ist eine zweigeschossige Sakristei eingerichtet. Der innere Saalraum trägt ein Stichkappengewölbe auf Wandpfeilern (ähnlich Bludesch); ein Rundbogenfenster im Chor und je vier Rundbogenfenster im Langhaus geben dem Raum Licht. Die gerade Empore mit zwei Aufgängen steht auf zwei Säulen. Der neugotische Hochaltar von 1886 enthält Teile des spätgotischen Flügelaltars von 1480; das Hochaltarbild mit Maria mit Kind und den "Walserheiligen" Theodul und Nikolaus datiert um 1580. Der linke Seitenaltar zeigt ein Oberbild um 1640, der rechte Seitenaltar mit gleichem Aufbau datiert 1770, die Seitenfiguren sind jedoch aus 1640. Die Reliefs unterhalb der Empore sind mit "1640 CK Renoviert 1826" bezeichnet. Die jüngste Renovierung ist 1980/81.

Bemerkenswert ist der südseitig der Kirche gelegene Friedhof mit Arkaden und Familiengräbern.

  1. Bündner Urkundenbuch I. Band 390 - 1199, Chur 1955, Seite 380