Fluchtburgen
Eine Fluchtburg (Fliehburg) ist eine mehr oder weniger befestigtes Bauwerk, das als eine meist von Wällen umgebene Verteidigungsanlage bezeichnet werden, die nicht dauerhaft bewohnt wurde. Ein solches Objekt lag meist an einer schwer zugänglichen Stelle oder Anhöhe; die umgebenden Wälle waren sowohl Trockenmauerwerk als auch Erdwälle mit Palisaden. Türme bzw. Turmbauwerke waren zunächst nicht vorgesehen. Ein solches Refugium sollte einer lokal ansässigen Bevölkerung als kurzfristiger Rückzugsort bei drohender Gefahr oder kriegerischen Ereignissen dienen; nach Beendigung der Feindseligkeiten wurde die Anlage wieder geräumt. Aus solchen Fluchtburgen entstanden ab der Jahrtausendwende (1000/1100 n.Chr.) zT Ritterburgen, die über mehr Komfort sowie über Wehr- und Wohntürme verfügten. Mittelalterliche Wehrkirchen - die es in Vorarlberg nicht gibt - hatten andere Voraussetzungen: um die Kirche herum wurden Wehranlagen errichtet, in Ausnahmefällen wurde in eine große Wallgrabenanlage ein entsprechend deutliches kirchliches Bauwerk hinein gesetzt.
Bereits in der Bronzezeit wurden einfachere Vorläufer solcher Fluchtburgen errichtet und im Ernstfall auch benützt. Zu diesen Objekten zählen Vatlära oberhalb von Satteins und die Heidenburg bei Göfis (Urnenfelderzeit). Die ursprünglichen Anlagen sind längst verfallen; anstehende Mauerreste datieren in das Hochmittelalter. Das Objekt Scheibenstuhl bei Nenzing wurde bis 2003 ebenfalls als Fluchtburg gesehen; im Zuge der Grabungsarbeiten 2004 bis 2007 konnte nachgewiesen werden, dass es sich beim Scheibenstuhl um Brandopferplatz handelt, welcher in die Zeit um 1500/1200 zu datieren ist. Stellveder am Eingang in das Gamperdonatal ist ein römisches Kastell aus dem 3. Jhdt. und keine Fluchtburg.