Diskussion:Dossier: Wohnen im Walgau
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Lebensphasen und Wohnmodelle; Gemeinsam Bauen - Gemeinsam Wohnen
Vier Thesen zu Lebensphasen und Wohnmodellen
- Projekttage für gemeinsames Wohnen organisieren (über Gemeinden) - landesweit, in Zshang mit leerstehenden, wenig genutzten Häusern, speziell für Gemeindevertreter
- Eigeninitiativen sollten ideologisch durch die Gemeinden unterstützt werden
- neue Medien einsetzen; Videoclips über alternative Wohnformen drehen (auch speziell für die Mandatare), um Interesse zu wecken
- Steuermechanismen in der Förderpolitik stärker nutzen (z.B. Begleitmechanismen zur Gemeinschaftsbildung)
(verfehlte Förderpolitik des Landes fällt uns auf den Kopf)
Stichworte aus der Diskussion
- Tausch von Wohnung und Haus (Fruchtgenuss) -> setzt Vertrauen voraus; vorhandene Ressourcen effizienter nutzen
- Wohnraum muss leistbar sein / werden: Menschen im Leben, statt nur am Leben (er-)halten
- Sozialer Mehrwert gemeinsamen Wohnens
- Rechtzeitiger Wechsel der Wohnform, Nachfolgeregelung
- Gemeinwesenarbeit hat hier wenig Tradition, Zuständigkeit
- Initiativen sollen sich aus der Bevölkerung entwickeln
- Gemeinde soll Möglichkeiten bieten, kann aber nicht Projekte betreuen
- landesweite Initiative für Nutzung leerstehender / gering genutzter Alt-/Leerbestände, Räume, Häuser (Bsp. Bregenzerwald)
- Baugrund-Beschaffungsproblem: verdichtete Bauweise
- Bilaterale Kontakte zwischen Interessenten ohne Behörden
- Gemeinden erfahren oft zu spät von freiwerdendem Grundstück
- Persönliche Kontakte im Nahfeld nutzen
- Nahversorgung bei Wohnungswahl berücksichtigen
- keine Wohnbauförderung mehr für Einfamilienhäuser fördert verdichtete Bauweise
- Sanieren bestehender (Alt-)Bauten statt Neubau um jeden Preis
- mehrere Generationen in große Häuser bringen
- Begleitmechanismen zur Gemeinschaftsbildung fördern
- wenig Veränderung, solange es zu wenig "Leidensdruck" gibt ...
Gemeinnütziger Wohnbau - Bedarf u. Finanzierung; Nachhaltig u. Ökologisch bauen - Kosten u. Nutzen
Zwei Thesen zu Gemeinnützigem Wohnbau und Nachhaltigem Bauen
- Politische Interventionen zugunsten dem gesunden Menschenverstand bei Normen und Standards -> regionale Kooperationen
- ausreichend differenziertes Angebot als Ergänzung zum Einfamilienhaus und Bewusstseinsbildung öffnen
Stichworte aus der Diskussion
Leistbares Wohnen – was ist das überhaupt?
- Abhängig vom regelmäßigen Einkommen, aber die Menschen sind heute mit einer viel größeren Unsicherheit konfrontiert (habe ich in 5 Jahren meinen Job noch, hält die Ehe…?).
- Was ist leistbar – zu berücksichtigen: Investitionskosten, lfd. Betriebskosten, Sanierungsaufwand nach x Jahren.
- Gemeinnütziger Wohnbau ist derzeit noch leistbar, aber die Preisentwicklung beim Bauen darf nicht so weitergehen.
Welches Bild haben wir vor Augen, wenn wir von ‚leistbarem Wohnen‘ sprechen?
- Wird das Bild vom ‚leistbaren Wohnen‘ von den Baukosten des Einfamilienhauses geprägt oder von den Preisen einer Mietwohnung?
Wodurch wird leistbares Wohnen verteuert und Investieren unattraktiv?
- Die Baukosten steigen derzeit stärker als die Lebenshaltungskosten. Kostentreiber sind steigende Standards (siehe unten), steigende Kosten für Bauland und steigende Baukosten (Löhne, Rohstoffe) sowie ein überhitzter Markt (Bauland / Immobilien als sichere Wertanlage).
- Nicht nur die Standards werden immer höher, sondern auch die Ansprüche der Konsumenten (Wohnfläche pro Kopf, Zahl der Autos, aber auch in Anspruch genommene Dienstleistungen wie Reinigung, Winterdienst…).
- Mietrecht: schlechte Erfahrungen werden verbreitet, Hilfestellungen / Beratungen sind teils nicht bekannt – private Besitzer scheuen den Bau von Mietwohnungen und teilweise auch das Vermieten leerstehender Häuser / Wohnungen.
- Haben wir es mit einem Staatsversagen oder mit einem Marktversagen zu tun, wenn Wohnen nicht mehr leistbar ist? Der Staat greift preisbildend in den Wohnungsmarkt ein, bspw. über Normen und Standards, aber auch über Mietbeihilfen, etc.
- Muss man überhaupt Eigentum staatlich fördern?
Normen und Standards als Kostentreiber
- Die Standards werden immer höher und treiben den Preis. Dies führt zu absurden Auswüchsen (Beispiele aus der Diskussion: Dachabdichtungen, Geländer, Belüftung von Tiefgaragen…). Sie sind auch das Ergebnis einer erfolgreichen Lobbyarbeit der Branchen, die daran verdienen.
- Das Grundproblem ist die fehlende Eigenverantwortung – die detaillierten Vorschriften in allen Bereichen sind so gehalten, dass niemand mehr selbst nachdenken und verantwortlich handeln muss – stattdessen zieht man vor Gericht, wenn ein Problem auftaucht.
- ‚Nachhaltiges Bauen‘ muss aber auch im gemeinnützigen Wohnungsbau zum Standard werden.
- Zentrales Ergebnis der Diskussion: Wir brauchen politische Interventionen zugunsten des gesunden Menschenverstands. Hier sollten die Gemeinden der Region an einem Strang ziehen und ihre Stimme erheben.
Alternative Wohnformen zum Einfamilienhaus
- Es braucht eine gute Durchmischung verschiedener Wohnformen – allenfalls sogar im gleichen Gebäude.
- Im EFH sind die meisten Vorarlberger aufgewachsen, in dieser Wohnform wurden sie sozialisiert. Andere Formen des Wohnens (Baugemeinschaften, Mietervereine usw.) sind nicht erlebt und daher wenig bewusst.
- Vorschlag: Hier können Gemeinden und Regionen aktiv werden (Vorträge, Exkursionen zu guten Beispielen etc.).
- Preisfrage: kann man das Bewusstsein ändern oder sind Konsumenten resistent gegen Bewusstseinsbildung? Die heutige Generation der Senioren ist wenig flexibel und verändert sich nur, wenn es gar nicht mehr anders geht. Bei den nächsten Generationen wird das einfacher sein.
- Zentrales Ergebnis der Diskussion: Es braucht – als Ergänzung zum klassischen EFH – mehr durchmischte, integrative Wohnformen und –modelle. Das ist noch nicht in den Köpfen, weder bei den Entscheidungsträgern, noch bei den Bürgern. Dafür müssen Gemeinden und Region ein Bewusstsein schaffen.
- Vorschlag: Wenn wir den gemeinnützigen Wohnungsbau erhalten wollen, muss sich die Gemeinde dazu bekennen und gemeinsam mit den Bauträgern sinnvoll projektieren. Gemeinnützige Wohnbauträger können den Gemeinden Hilfestellung bei der Projektentwicklung anbieten und so dazu beitragen, dass gute Erfahrungen gesammelt werden können.
- Vorschlag: Die Gemeinden sollten die Baugrundlagen kritisch reflektieren und die Baudichte eher nach oben als nach unten setzen. Das ist eine Voraussetzung für ein differenzierteres Wohnungsangebot.
- Der Vorteil von Mietwohnungen ist, dass man sich leichter verändern kann, wenn sich die Lebensverhältnisse (z.B. die Familiengröße) verändert.
Wohin geht die Entwicklung? Ein paar Hypothesen
- Demographische Trends (Single- Haushalte, Alterung) und Baubestand (Einfamilienhäuser) klaffen immer weiter auseinander – Trend zu Umbau bzw. Abriss / Neubau?
- Die Verantwortung für die steigende Zahl von Senioren ist in den Gemeinden spürbar – mit den neuen Richtlinien zur Landesförderungen bekommen die Bauträger etwas mehr Kontinuität.
- Die ungebrochene Nachfrage nach dem eigenen EFH wird sich irgendwann über den Preis regeln, es ist nicht mehr für alle erschwinglich.
- Derzeit ist das Wohnen zur Miete aber auf Dauer teurer als der Erwerb einer eigenen Immobilie.
Was könnten Gemeinden / Regionen sonst noch tun?
- Vorschlag: Es sollte in den Gemeinden eine Bedarfserhebung zum (gemeinnützigen) Mietwohnungsbau geben, die in den verschiedenen Gemeinden nach einer einheitlichen Methodik durchgeführt wird, damit die Ergebnisse vergleichbar sind.
- Vorschlag: Die Gemeinden sollten in ein aktives (Bau-)Flächenmanagement einsteigen, um die Preisentwicklung stärker zu kontrollieren. Im Vergleich zu anderen Bundesländern (z.B. Tirol) ist das bodenpolitische Engagement hierzulande noch viel zu wenig Thema.
- Vorschlag: Die Gemeinden sollten mehr Mut aufbringen und ihre Handlungsspielräume besser nutzen (z.B. bei der Stellplatzverordnung).