Hochwasserschutz im Walgau: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Walgau war in den letzten Jahrhunderten immer wieder von Überschemmungen der Ill und der Gebirgsflüsse betroffen. Besonders die letzten großen Hochwasser­ereignisse in den Jahren 1999 und 2005 bewirkten enorme Schäden in den Gemein­den des Walgaus (2005: ca 47 Mio. € ohne Betriebsausfälle oder Zugentleisungen etc.) und brachte die Stadt Feldkirch an den Rand einer Katastrophe: Personen wurden verletzt, Siedlungs- und Betriebsgebiete überschwemmt oder gefährdet, Gebäude zerstört, Straßen- und Bahnabschnitte beschädigt usw. Zum Hochwasserschutz vor derartigen Katastrophen sind im Walgau je nach Berechnung bis zu 6 Mio. m³ Wasserrückhalt erforderlich. Damit wäre im Falle eines statistischen 300-jährlichen Hochwassers (HQ300) zB die Stadt Feldkirch vor Überschwemmungen geschützt. Das allgemein anerkannte Schutzziel des Wasserbaus ist das 100-jährliche Hochwasser (HQ100), das durch Förderbestimmungen vorgegeben ist. Ein Teil dieses Wasserrückhalts ist bereits gesichert und vermindert bei einem zukünftigen Hochwasserereigniss die Schäden im gesamten Walgau und den Unterliegergemeinden. Die bestehende Verbauung der Gewässer und die Flächennutzung entlang der Gewässer vermindern die Möglichkeiten des Hochwasserschutzes zur Verringerung des Schadenspotenzials (zB in Siedlungsgebieten, an der Infrastruktur) bei Hochwasser.  
Der Walgau war in den letzten Jahrhunderten immer wieder von Überschemmungen der Ill und der Gebirgsflüsse betroffen. Besonders die letzten großen Hochwasser­ereignisse in den Jahren 1999 und 2005 bewirkten enorme Schäden in den Gemein­den des Walgaus (2005: ca 47 Mio. € ohne Betriebsausfälle oder Zugentleisungen etc.) und brachte die Stadt Feldkirch an den Rand einer Katastrophe: Personen wurden verletzt, Siedlungs- und Betriebsgebiete überschwemmt oder gefährdet, Gebäude zerstört, Straßen- und Bahnabschnitte beschädigt usw. Zum Hochwasserschutz vor derartigen Katastrophen sind im Walgau je nach Berechnung bis zu 6 Mio. m³ Wasserrückhalt erforderlich. Damit wäre im Falle eines statistischen 300-jährlichen Hochwassers (HQ300) zB die Stadt Feldkirch vor Überschwemmungen geschützt. Das allgemein anerkannte Schutzziel des Wasserbaus ist das 100-jährliche Hochwasser (HQ100), das durch Förderbestimmungen vorgegeben ist. Ein Teil dieses Wasserrückhalts ist bereits gesichert und vermindert bei einem zukünftigen Hochwasserereigniss die Schäden im gesamten Walgau und den Unterliegergemeinden. Die bestehende Verbauung der Gewässer und die Flächennutzung entlang der Gewässer vermindern die Möglichkeiten des Hochwasserschutzes zur Verringerung des Schadenspotenzials (zB in Siedlungsgebieten, an der Infrastruktur) bei Hochwasser.  


'''Hochwasserschutz:''' Beim Hochwasserschutz können grundsätzlich zwei Arten von Maßnahmen unterschieden werden: Man kann Bäche und Flüsse ‚eindeichen’, damit das Wasser nicht über die Ufer treten kann. Umso schneller fließt es dann ab und die Probleme bekommen die Unterlieger flussabwärts. Im Falle des Walgaus sind dies in erster Linie Feldkirch – das von den letzten beiden ‚100-jährigen’ Hochwassern nur sehr knapp verschont blieb – und die Gemeinden entlang des Rheins.
===Hochwasserschutz===
Beim Hochwasserschutz können grundsätzlich zwei Arten von Maßnahmen unterschieden werden: Man kann Bäche und Flüsse ‚eindeichen’, damit das Wasser nicht über die Ufer treten kann. Umso schneller fließt es dann ab und die Probleme bekommen die Unterlieger flussabwärts. Im Falle des Walgaus sind dies in erster Linie Feldkirch – das von den letzten beiden ‚100-jährigen’ Hochwassern nur sehr knapp verschont blieb – und die Gemeinden entlang des Rheins.


Eine andere Möglichkeit besteht darin, Flächen bereitzustellen, wo der Fluss gezielt über die Ufer treten kann, den sogenannten Retentionsflächen. Der Walgau verfügt über Überschwemmungsfläche, um zumindest die Spitze des HQ100 wesentlich zu dämpfen (zB Nenzinger Auen, Auwald bei Bludesch-Gais). Unter dem Ziel „Raum für Gewässer“ wird dabei die verstärkte Nutzung der bestehenden Freiflächen für den Hochwasserrückhalt verstanden und folgt dem Grundsatz: Hochwasserrückhalt vor Abflussbeschleunigung. Zu diesem Zweck sollen seitens des Landes sogenannte „Blaue Zonen“ vorhandene Freiflächen raumplanerisch sichern. Fragen zur Abstimmung der Siedlungsentwicklung mit den tatsächlichen Raumansprüchen der Gewässer sind dabei genauso zu beantworten wie Fragen zur Naherholung und Zugangsmöglichkeit, Gewässerökologie, Vernetzung der Naturwerte etc.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, Flächen bereitzustellen, wo der Fluss gezielt über die Ufer treten kann, den sogenannten Retentionsflächen. Der Walgau verfügt über Überschwemmungsfläche, um zumindest die Spitze des HQ100 wesentlich zu dämpfen (zB Nenzinger Auen, Auwald bei Bludesch-Gais). Unter dem Ziel „Raum für Gewässer“ wird dabei die verstärkte Nutzung der bestehenden Freiflächen für den Hochwasserrückhalt verstanden und folgt dem Grundsatz: Hochwasserrückhalt vor Abflussbeschleunigung. Zu diesem Zweck sollen seitens des Landes sogenannte „Blaue Zonen“ vorhandene Freiflächen raumplanerisch sichern. Fragen zur Abstimmung der Siedlungsentwicklung mit den tatsächlichen Raumansprüchen der Gewässer sind dabei genauso zu beantworten wie Fragen zur Naherholung und Zugangsmöglichkeit, Gewässerökologie, Vernetzung der Naturwerte etc.
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Bei den Hochwassern 1999 und 2005 spielten die Speicherkraftwerke der Illwerke eine wichtige Rolle, da sie größere Mengen Wasser in den Stauseen speicherten und so die Hochwasserspitze abschwächen konnten.  
Bei den Hochwassern 1999 und 2005 spielten die Speicherkraftwerke der Illwerke eine wichtige Rolle, da sie größere Mengen Wasser in den Stauseen speicherten und so die Hochwasserspitze abschwächen konnten.  


'''Fehler aus der Vergangenheit:''' Vergleicht man die Besiedlung des Talbodens um das Jahr 1850 mit der heutigen Besiedlung dann fällt auf, dass unsere Vorfahren immer einen Mindestabstand zur Ill gehalten haben. Dies zeigt sich auch daran, dass kein Ortskern am Fluss gelegen ist. Zugleich hatte die Ill deutlich mehr Möglichkeiten, über die Ufer zu treten, als in ihrem heutigen Zustand der Begradigung und Verbauung. Zug um Zug wurden Siedlungs- und Gewerbegebiete und Infrastrukturen in Richtung Fluss verlagert und müssen heute mit einem hohen finanziellen Aufwand geschützt werden. Gleichzeitig verschärfen sich die Probleme der Unterlieger, da durch die Begradigung und Verbauung viel mehr Wasser in kürzerer Zeit abgeführt wird. Ein Beispiel, wie manche Fehler aus der Vergangenheit rückgängig gemacht werden können, zeigt das Schildried bei Göfis.
===Fehler aus der Vergangenheit===
Vergleicht man die Besiedlung des Talbodens um das Jahr 1850 mit der heutigen Besiedlung dann fällt auf, dass unsere Vorfahren immer einen Mindestabstand zur Ill gehalten haben. Dies zeigt sich auch daran, dass kein Ortskern am Fluss gelegen ist. Zugleich hatte die Ill deutlich mehr Möglichkeiten, über die Ufer zu treten, als in ihrem heutigen Zustand der Begradigung und Verbauung. Zug um Zug wurden Siedlungs- und Gewerbegebiete und Infrastrukturen in Richtung Fluss verlagert und müssen heute mit einem hohen finanziellen Aufwand geschützt werden. Gleichzeitig verschärfen sich die Probleme der Unterlieger, da durch die Begradigung und Verbauung viel mehr Wasser in kürzerer Zeit abgeführt wird. Ein Beispiel, wie manche Fehler aus der Vergangenheit rückgängig gemacht werden können, zeigt das Schildried bei Göfis.


== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
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