Jordan Bludesch

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Das ehemalige Schloß Jordan oberhalb von Bludesch hat eine eindrucksvolle, aber dennoch kurze Geschichte. 1425 verkauft Hans Harnasch zue Bludäsch der Probstei St.Gerold einen "Weingarten Jordan" nebst zwei Wiesen. [1] Um 1565 erwirbt Christof Brockh von Feldkirch Gut und Weingarten Jordan. 1578 erlauben Märk Gabriel, Untervogt und Georg (Jerg) Glarner, Amann zu Blumenegg, "dem Pawmeister und Stadtamann Christof Brockh in Feldkirch auf dem ob Bludesch gelegenen, mit Torkel und Speicher versehenen Weingarten und Wiesengrunde, Jordan genannt, ein kleines Hüslin mit einem Stüblin und Nebenkämmerlin sammt einem Kellerlin zu bauen." [2] So wurde ihm nur erlaubt, im Frühling und Herbst mit seinen Knechten "Underschlauf" - also Unterkunft zum Zwecke der Weinbauarbeiten - zu nehmen und "allenfalls in sterbenden Läufen mit seinem Hausgesinde" dorthin sich zurückziehen dürfe. [3] So wird der Name "Brockhenhof" geläufig; er stirbt dort am 17.10.1629 im Alter von 67 Jahren. [4]

Um 1637 erwirbt Georg Ludwig von Lindenspeur den Ansitz, vergrößert das Besitztum durch Zukauf und errichtet 1653 einen weitläufigen und vornehmen Palast, [5] den er bis zu seinem Tode 1673 bewohnt. Das Schloß hat Lindenspeur dem Reichsstift Weingarten, sein ansehnliches Barvermögen einer Armenstiftung vermacht. In der Folge wird Schloß Jordan als eine Art Erholungssitz von Weingarten wohl öfters benützt. Nach dem Brand von Schloß Blumenegg 1774 - welches nicht mehr aufgebaut wurde - residierten auf Jordan die weingarten'schen Statthalter, soweit nicht das Thüringer Amtshaus dazu diente. 1802 kam Schloß Jordan mit Blumenegg an Oranien-Nassau, 1804 durch Kauf an Österreich, 1806 an Bayern. Mit dem Jahre 1814 gehörte Schloß Jordan wieder zu Österreich. Dieses 1653 errichtete Gebäude war wohl baufällig und hätte einer Erneuerung bedurft; der häufige Eigentümerwechsel in kurzer Zeit hat dies wohl verhindert. Im Gebäude- und Rustikalkataster des Steuerdistriktes Bludesch ist es 1811 nicht mehr verzeichnet. Der Bludescher Pfarrer Häusle vermerkt 1835 in seiner Chronik: "Das Schloß Jordan erhielt sich bis zum J. 1808, wo es um geringen Preis verkauft wurde und seitdem trauert es als Ruine." Der mit 1808 angeführte Verkauf fand nie statt. Der tatsächliche Verkauf erfolgte in der Versteigerung vom 28.7.1842. [6] In der Kundmachung wird neben sonstigen Gütern der ehemaligen Herrschaft auch angeführt: "4. Das Bauernhaus auf dem Jordan sammt Stall und Torkel, wobei sich die Mauern eines zweistöckigen unausgebauten Hauses befinden." [7] Diese Versteigerung wurde für den 12.Dezember 1843 nochmals ausgeschrieben, nachdem im ersten Anlaß kein Zuschlag erteilt werden konnte.

Für diese (zweite) Versteigerung hatten sich die Anliegergemeinden Ludesch, Raggal, Sonntag, Thüringen und Thüringerberg zusammengetan, um die Liegenschaften gemeinsam zu erwerben. Das Gebot dieser Gemeinden im Betrag von 43.020 fl. wurde jedoch schlußendlich von Cesare Clerici aus Mailand mit der Summe von 45.100 fl. überboten. [8] Clerici verkaufte 1847 den gesamten Besitz an die Brüder Leopold, Josef und Gallus Moosbrugger in Schnepfau, bzw. Thüringen. Ob daher die Überlieferung aus Thüringen zutrifft, wonach "die Moosbrugger" die noch brauchbaren Bestandteile, insbesonders auch Decken und Dachgebälk, abgenommen und nach heutigen Begriffen "aus dem Abbruch" verwendet oder verkauft haben, muß jedoch bezweifelt werden. Dennoch waren 1945 die viereckigen Löcher, bzw. Einlässe für die starken Balken und Träger im Mauerwerk gut auszumachen. Das Gebäude selbst wechselte in der Folge mehrfach den Besitzer. Der "Brockenhof" samt Ruine und Landwirtschaft wurde 1898 an Johann Metzler verkauft; dieser verkaufte die Ruine 1913 an Gustav Ernst Schmid aus Eger/Böhmen; 1935 wurde der Brockenhof - ohne Ruine - von Gabriel Dobler erworben und bis heute bewirtschaftet. 2008 hat die Familie Dobler auch die verfallende Ruine Jordan käuflich erworben.<references>

  1. Documentum S.Geroldianum Praeposituram, gedruckt 1695 zu Einsiedeln; VLA
  2. Archiv Rh.Blumenegg, zit. bei Grabherr, Herrschaft Blumenegg, S. 98
  3. Urkunde StaA Bludenz zu 1578
  4. lt.Sterbebuch SB 1/524-6 Eintrag Wittwer; nicht 1627, wie Ulmer S.812 schreibt
  5. splendidum exstruxit palatium - Codex.Wingartensis, StA Stuttgart Nr. 5536
  6. Kundmachung des versteigerunsgweisen Verkaufes der dem Staatsdomänenfonde gehörigen im Kreise Vorarlberg k.k.Landgerichtes Sonnenberg gelegenen Herrschaft Blumenegg; zweisprachig gedruckt, Innsbruck, den 20. Mai 1842
  7. Akt Staatsgüterveräußerungskommission 1844, Zl. 41, Finanzlandesdirektion, Domänen 1864, Zl. 83 des Tiroler Landesarchivs
  8. Clerici darf heute sehr wohl als "Strohmann" der "Käsegrafen Moosbrugger" bezeichnet werden