Geologie im Walgau

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Zur Geologie des Walgaus und der Gemeinde Nenzing[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographisch gehören die Gemeinde Nenzing und gesamt Vorarlberg zu den Ostalpen. Geologisch jedoch führt von SW nach NO durch das Gemeindegebiet und den Walgau die Grenze zwischen Ost- und Westalpen: Die von späteiszeitlichen Ill-Gletschermoränen überdeckte Hügellandschaft von Gurtis, Beschling und des nördlichen Nenzing ist geologisch noch Teil der Westalpen. Die südlich anschließende Hochgebirgslandschaft mit dem Rätikon und der westlich anschließende Dreischwesternstock bilden geologisch das Westende der Österreich durchziehenden Ostalpen, speziell der nördlichen Kalkalpen.

Der gesamte Gesteinsuntergrund ist nicht etwa „hier“ (Österreich, Vorarlberg, Nenzing) entstanden, sondern wurde ursprünglich in einem riesigen Meer, namens Tethys, dem Vorgänger des heutigen Mittelmeers, abgelagert (Meeressedimente) und in Jahrmillionen verfestigt und gefaltet. Dies geschah im Zeitraum des Erdmittelalters (Mesozoikum) zwischen 250 und 65 Millionen Jahren. Je nachdem wann, in welchem Meeresklima, ob in Landnähe- oder –ferne oder in Tiefenzonen sich die Gesteine bildeten, zeigen diese heute unterschiedliches Aussehen und Beschaffenheit. Jene Gesteinsart, aus der etwa der größte Teil der schroffen Hochgebirgsgipfel des Gamperdonatales besteht, bezeichnen wir als „Hauptdolomit“, eine Mischung von Calcium- und Magnesium-Carbonat. Dazu gehören etwa der Fundelkopf und der Panüler Schrofen. Es handelt sich dabei um ursprünglich tropische Flachwasserablagerungen mit einem Alter von ca. 220 Millionen Jahren.

In der Kreidezeit begannen gewaltige Kontinentalbewegungen von Süden, von Afrika ausgehend nach Norden in Richtung des europäischen Kontinents. Dadurch hoben sich allmählich die verschiedenen Gesteine des Meeresgrundes der Tethys und es entstanden die Vorläufer der heutigen Alpen. Dabei wurde der nördlichste Kontinentalrand Afrikas, der sich damals in der Gegend des heutigen Süditalien befand, über hunderte von Kilometern nach Norden transportiert und schließlich in Form von gewaltigen Gesteinspaketen („Decken“) sogar über die Gesteine des europäischen Kontinents, die Westalpen, geschoben. Im Raum von Älpele, Hochgerach, Nenzing und des westlichen Großen Walsertales bilden letztere die leicht verwitterbaren „europäischen“ Flyschgesteine (Sand-Mergel-Kalkgesteine), die somit zu den Schweizer Westalpen gehören und ein Alter von ca. 65 Mio. Jahren aufweisen.

Diese gewaltigen Transporte, Überschiebungen und Hebungen intensivierten sich im Tertiär seit ca. 50 Millionen Jahren, und diese gebirgsbildenden Vorgänge halten noch heute an (Erdbeben, Vulkanismus).

Eine weitere geologische Besonderheit des Walgaus ist der ‚Hängende Stein’ bei Nüziders: Hier ist harter ostalpiner Dolomit aus dem weicheren westalpinen Flysch herausgewittert. Andere junge Gesteinsbildungen gehen auf die Eiszeit zurück, wie etwa das Bürser Konglomerat, das man beim Durchwandern der Bürser Schlucht betrachten kann. Es entstand durch die örtliche Ablagerung von Alvier-Schotter am Eisrand des Ill-Gletschers.

Das Resümee: Der Norden der Gemeinde Nenzing gehört zum europäischen Kontinent, jedoch der flächenmäßig überwiegende Südteil ist afrikanischen Ursprungs. Wie „reizvoll“, sich in kürzester Zeit von einem zum anderen Kontinent bewegen zu können<ref>Diese Einführung wurde von Univ. Prof. Dr. Gerhard Wanner als Beitrag zum Walgaubuch verfasst.>.


Fussnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]