Eine Suche nach Identität und Geschichtsbewusstsein: Unterschied zwischen den Versionen

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*Industrielle Pionierzone
*Industrielle Pionierzone
*Ethnokultureller und sozialer Mischraum: Welschtiroler Einwanderer
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Zeugen der Eiszeiten
Die letzte Eiszeit, die Würmeiszeit (115.000-10.000), wurde im Walgau durch Niederländer Forscher umfassend untersucht. Das Tal ist überwiegend eiszeitlich geprägt. Es gibt vielfältige Hinweise auf den mächtigen, bis auf 1400 m Höhe reichenden Ill- und die Seitentalgletscher vor allem aus dem Ende der letzten Eiszeit (vor 18-17 tausend Jahren).
zwischeneiszeitliche (Riß-Würm) Konglomerate im Gamperdonatal  und in der Bürser Schlucht  -> Meng und Alvier
Eisrandsee Gasserplatz/Göfis
Gletschertopf am Ambergtunnel -> Samina
Eisrandterrassen Gampelün-Gurtis -> Galina
Hängetäler – Randmoränen – Findlinge
(Lit.: Friebe. Keller B,. Krieg B. Simons. Wanner)
Steinzeit und Bronzezeit
Der Walgau ist das urgeschichtlich am besten erforschte Gebiet Vorarlbergs. Wir kennen etwa 13 prähistorische Fundstellen. Diese stammen aus der bronzezeitlichen Urnenfelderkultur (ca. 1300-800), der frühen Eisenzeit-Hallstattzeit (800-500) und der späten Eisenzeit-Latènezeit (500—30).
Hier lebten nach dem Ende der letzten Eiszeit, schon in der mittleren Steinzeit (6./5. Jahrtausend) mobile Jäger und Sammler.
Seit der Bronzezeit (ab ca. 2000) gab es im Walgau eine Bauernkultur mit Gehöften und kleinen Siedlungen. Da der Talboden ständig überschwemmt wurde und versumpft war, lebten die unbekannten Walgauer „Ureinwohner“ vor allem auf der sonnenreichen Nordseite in Höhensiedlung. Diese dienten in Kriegszeiten auch als Fluchtanlagen. Der Walgau weist somit eine viertausend Jahre lange Siedlungskontinuität bis heute auf.
Die Menschen pflegten Kulte und Religion: Auf der Heidenburg bei Göfis gab es einen bronzezeitlichen und auf dem Scheibenstuhl bei Nenzing einen eisenzeitlichen Brandopferplatz.
Das einzige Gräberfeld (Urnenfelderzeit) fand man bei Bludenz.
Räter und Kelten der Eisenzeit
Der Walgau war ein bedeutendes inneralpines Verkehrs- und Transitland. Vom Rheintal über Rankweil-Göfis führte ein Weg ins Montafon und nach Tirol - und über den gletscherfreien Rätikon ging es nach Graubünden. Dabei spielte das Gamperdonatal mit seinen Pässen eine große Rolle.
In Bludenz-Unterstein lag ein bedeutender inneralpiner Umschlagplatz für Eisengeräte und Waffen aus der Latènezeit.
In der späten Eisenzeit trafen in Vorarlberg und auch im Walgau zwei Kulturen aufeinander: Von Norden über den Bodensee und das Rheintal kamen die Kelten oder Gallier. Die ansässigen Bauern wurden von den Römern Räter genannt und in die gleichnamige Provinz eingegliedert. Über ihre Herkunft und Sprache gibt es nur Vermutungen. Die Räter bildeten auch unter der römischen Herrschaft bis ins frühe Mittelalter den wichtigsten kulturellen Bevölkerungsanteil.
(Lit.: Hild. Krause. Rhomberg/Gamon. Stadler. Schmid. Wischenbarth)
Vorromanisch und Rätoromanisch
Das Rätoromanische war im Mittelalter die dominante Volkssprache im südlichen Vorarlberg - im Walgau bis zum 14./15. Jahrhundert. Die Stadtgründungen Feldkirch und Bludenz und die Ansiedlung der Walser im 14./15. Jh. führten jedoch zum Erlöschen dieser romanischen Sprache. Alemannisch setzte sich durch.
Der Walgau wurde um Christi Geb. Teil  des römischen Reiches. Keltisch
Er gehörte zur Provinz Rätien. Man sprach  rätisch und keltisch. Rätisch
Das Rätoromanisch entstand aus der  lateinischen Verwaltungssprache.  Lateinisch
Die meisten Walgauer Flurnamen sind  rätoromanisch Rätoromanisch: Ortsnamen im 9. Jahrhundert
(Lit.: Wanner/Jäger. Mayr B. Tiefenthaler)
Es gibt auch etliche Gewässer- und Ortsnamen aus der vorrömischen Eisen- bzw. Bronzezeit.
Sie weisen auf die lange vorgeschichtliche Besiedlung des Walgaus hin:
Gewässer: Ill, Alfenz, Lutz, Samina
Ortsnamen: Göfis, Satteins, Röns, Schnifis, Schlins, Bludesch, Ludesch, Nüziders, Bludenz
Christianisierung und frühmittelalterliche Kirchen
Der Raum um Vinomna (Rankweil) und besonders der Walgau, Teile des „Vallis Drusiana“, waren schon im frühmittelalterlichen Vorarlberg Zentren des rätoromanisch-fränkischen Christentums. Sie gehörten vermutlich seit der Mitte des 6. Jahrhunderts zum Bistum Chur.
Eine verlässliche Anzahl von Sakralbauten (Kirchen bzw. Kapellen) ergibt sich erst aus dem Reichsgüterverzeichnis (Reichsurbar) des Jahres 842/43: Gotteshäuser lagen in Nenzing, Satteins, Schlins, Schnifis (zwei), Bludesch, Thüringen, Ludesch, Bürs und Bludenz. Vermutlich gab es auch Kirchen/Kapellen in Frastanz, Beschling, Göfis und Nüziders. Sie waren ursprünglich überwiegend in kirchlichem Besitz, kamen jedoch im 9. Jh. in das Eigentum weltlicher fränkischer Adeliger. Das Christentum hatte sich somit im 9. Jahrhundert endgültig gegenüber den lokalen und staatsrömischen Götterkulten durchgesetzt.
Zwischen 1982 und 1984 fanden Grabungen unter der heutigen Pfarrkirche St. Mauritius in Nenzing statt. Man konnte insgesamt elf Bauphasen nachweisen, die älteste könnte auf das 5. Jahrhundert zurückgehen. Außerdem entdeckte man fünf Gräber, vermutlich um 600 angelegt. Ob es sich beim ersten Bau um einen christliche Kapelle handelte, ist fraglich: Denn erst unter Kaiser Justinian setzte sich Mitte des 6. Jhs. das Christentum als Staatsreligion durch. Und der irische Mönch Columban stieß 610 in Bregenz auf „heidnische“ Ablehnung. Die erste Anlage könnte auch ein „heidnischer“ Kultbau gewesen sein. Christen errichteten ihre Kirchen häufig auf solchen Vorgängeranlagen.
Der Walgau war als Missionierungs- und Wirtschaftsraum im Norden der rätischen Grafschaft von Interesse. Hier hatten nämlich die Schweizer Klöster Pfäfers, Schänis, Einsiedeln und das Bistum Chur Besitzungen.
Die Hauptkirche des Tales war St. Viktor und Markus in Nüziders. Sie stammt spätestens aus dem 9. Jahrhundert und besaß einen königlichen Hof. Nüziders war Hauptort im östlichen Walgau. Diese „Mutterkirche“ umfasste die gesamte Kulturlandschaft von Schlins bis Lech am Arlberg und war beteiligt an der Urbarmachung und Besiedlung des Klostertales im 12. Jahrhundert.
(Lit.: Jussel. Rhomberg. Kaltenhauser. Spalt. Ulmer B. Wanner A)




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