Dossier: Flurnamen im Walgau: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Blick auf Schnifis und Rhätikon 13sept2011.jpg|miniatur|400px]]
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= Kurz eingestimmt =
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Was soll diese Aufzählung zeigen?  
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Exotische Vornamen? Bezeichnungen für ungewöhnliche Rezeptzutaten?  
Exotische Vornamen? Bezeichnungen für ungewöhnliche Rezeptzutaten?  
Dies alles sind Beispiele für bestehende Flurnamen im Walgau.
Dies alles sind Beispiele für bestehende Flurnamen im Walgau.


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Unsere Flurnamen haben vielfach keine erkennbare Bedeutung mehr, abgesehen von  relativ jungen Benennungen wie ''Riedle, Alter Stafel'' oder ''I da Ränk''. Wer kann noch etwas verbinden mit Namen wie ''Gleilefräscha'' (in Bürs gréielefrä:ža), ''Kogaloch'' oder ''Brunnaduala'', deren Aussage im normalen Deutsch nur schwer wiederzugeben ist (etwa ‚Maiglöckchen-Grasrinne zwischen Felsen, Ablage für Tierkadaver, Brunnenmulde‘)?  
Unsere Flurnamen haben vielfach keine erkennbare Bedeutung mehr, abgesehen von  relativ jungen Benennungen wie ''Riedle, Alter Stafel'' oder ''I da Ränk''. Wer kann noch etwas verbinden mit Namen wie ''Gleilefräscha'' (in Bürs gréielefrä:ža), ''Kogaloch'' oder ''Brunnaduala'', deren Aussage im normalen Deutsch nur schwer wiederzugeben ist (etwa ‚Maiglöckchen-Grasrinne zwischen Felsen, Ablage für Tierkadaver, Brunnenmulde‘)?  


Auch Walsernamen sind großteils deutsch, aber manche davon heute nicht mehr durchsichtig in ihrer Bedeutung. Ein ''Hungsack'' ‚Honigsack‘ war einst benannt als gute Bienenweide, eine ''Borstegg'' (weiblich: 1652 die Fahregg) ist ein mit Borstgras bedecktes Egg (mda. sächlich), eine ''Schluacht'' ist keine ‚Schlucht‘, sondern eine kleine, grasige Halde oder Duala; Namen wie ''Blaika'' (wo der Fels herausbleckt), ''Kellaböda'' ‚Kochlöffel-Böden‘, wals. ''Chella'' ( mit kleinen Mulden) sind eher verständlich. Ein  ''Kuabüchl'' ist mda. ''Kúabühel'', aber wals. ''Kúabiel'' oder ''Chuabl''; ''Häta'' ‚Beerstauden‘ hört man selten (Montafon).
Auch '''Walsernamen''' sind großteils deutsch, aber manche davon heute nicht mehr durchsichtig in ihrer Bedeutung. Ein ''Hungsack'' ‚Honigsack‘ war einst benannt als gute Bienenweide, eine ''Borstegg'' (weiblich: 1652 die Fahregg) ist ein mit Borstgras bedecktes Egg (mda. sächlich), eine ''Schluacht'' ist keine ‚Schlucht‘, sondern eine kleine, grasige Halde oder Duala; Namen wie ''Blaika'' (wo der Fels herausbleckt), ''Kellaböda'' ‚Kochlöffel-Böden‘, wals. ''Chella'' ( mit kleinen Mulden) sind eher verständlich. Ein  ''Kuabüchl'' ist mda. ''Kúabühel'', aber wals. ''Kúabiel'' oder ''Chuabl''; ''Häta'' ‚Beerstauden‘ hört man selten (Montafon).


Weitgehend verdunkelt sind die vielen '''rätoromanischen Namen''', die man gewöhnlich an der Betonung erkennt. Ein ''Fräschláng'' wäre deutsch ‚langer Fräscha‘, ''Manschrínes'' ein ‚Ahornberg‘ (Tiefenthaler), ''Armafíl'' wohl eine ‚Schafalpe‘ nach ALPE + OVILE ‚Schafstall‘, genauer eine Schafstall-Alpe. Das ''Glorifíel'' und ''Virglória'' enthalten offensichtlich GLAREA ‚Schotter, Bachkies‘, nach W. Vogt letzteres die Nenzinger Variante zu Glorifíel (Brand); älteres *''Valglária'' ‚Kiestal, -tobel’ zeigt den frühen deutschen Wandel von -a- > -o-, aber auch die Walser Reduktion von unbetontem a zu i; dazu kommt eine sog. Dissimilation von l – l zu r – l, die ''Virglória'' ergibt.
Weitgehend verdunkelt sind die vielen '''rätoromanischen Namen''', die man gewöhnlich an der Betonung erkennt. Ein ''Fräschláng'' wäre deutsch ‚langer Fräscha‘, ''Manschrínes'' ein ‚Ahornberg‘ (Tiefenthaler), ''Armafíl'' wohl eine ‚Schafalpe‘ nach ALPE + OVILE ‚Schafstall‘, genauer eine Schafstall-Alpe. Das ''Glorifíel'' und ''Virglória'' enthalten offensichtlich GLAREA ‚Schotter, Bachkies‘, nach W. Vogt letzteres die Nenzinger Variante zu Glorifíel (Brand); älteres *''Valglária'' ‚Kiestal, -tobel’ zeigt den frühen deutschen Wandel von -a- > -o-, aber auch die Walser Reduktion von unbetontem a zu i; dazu kommt eine sog. Dissimilation von l – l zu r – l, die ''Virglória'' ergibt.
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Schwieriger wird die Deutung, wenn die alten Belegformen divergieren wie bei ''Galtúrer'' 1590 ''Galtrurer'', aber 1423 zu  ''Galtheurer'' wurde – nach ''Galtür'' benannte Walser (Vogt 3, 134). Manchmal verlagert sich das Problem auf schwer durchschaubare Familiennamen wie ''Batlíner'', zu dem in Nenzing ''Batlína'' gehört, nach Tiefenthaler von BOTT(A) + -ELLINA ‚kleiner Hügel‘. ''Tschétter'' kommt sicher vom Familiennamen, dieser ist aber mehrdeutig wie auch ''Tschohl'', dazu fem. ''Tscholin'' als Wiesenname. Einfacher sind rom. ''Bárfla'' (zu Barbara), ''Beckawäldle'' (zu Beck ‚Bäcker‘), 1453 ''Cunratzberg'' †, ''Katórnes'' (zu CA(SA) + ''Satúrnus''), ''Lúzibild'' (zu St. Lucius, Chur), ''Mánga'' (zu St. Magnus, Füssen) oder ''Schnetzer'' (zu Schnitz ‚Steuer‘) zu erklären. Trotz aller Bemühungen bleiben nicht wenig Fragen offen.  
Schwieriger wird die Deutung, wenn die alten Belegformen divergieren wie bei ''Galtúrer'' 1590 ''Galtrurer'', aber 1423 zu  ''Galtheurer'' wurde – nach ''Galtür'' benannte Walser (Vogt 3, 134). Manchmal verlagert sich das Problem auf schwer durchschaubare Familiennamen wie ''Batlíner'', zu dem in Nenzing ''Batlína'' gehört, nach Tiefenthaler von BOTT(A) + -ELLINA ‚kleiner Hügel‘. ''Tschétter'' kommt sicher vom Familiennamen, dieser ist aber mehrdeutig wie auch ''Tschohl'', dazu fem. ''Tscholin'' als Wiesenname. Einfacher sind rom. ''Bárfla'' (zu Barbara), ''Beckawäldle'' (zu Beck ‚Bäcker‘), 1453 ''Cunratzberg'' †, ''Katórnes'' (zu CA(SA) + ''Satúrnus''), ''Lúzibild'' (zu St. Lucius, Chur), ''Mánga'' (zu St. Magnus, Füssen) oder ''Schnetzer'' (zu Schnitz ‚Steuer‘) zu erklären. Trotz aller Bemühungen bleiben nicht wenig Fragen offen.  
(''Quelle: G. Plangg und W. Vogt'')
(''Quelle: G. Plangg und W. Vogt'')
= Flurnamen im Walgau =
Auf <span class="blank"> [https://www.imwalgau.at/region/flurnamen.html knapp 300 Seiten] </span> haben die Flurnamenexperten Prof. Guntram Plangg sowie Prof. Werner Vogt zahlreiche Flurnamen in den 14 Regio Im Walgau-Mitgliedsgemeinden gesammelt und gedeutet. Mitunterstützt haben der Nenzinger Gemeindearchivar Thomas Gamon sowie die Landesraumplanung mit Manfred Kopf.


= Beispiel Nenzing =
= Beispiel Nenzing =

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