Die Regionalentwicklung ist ein auf drei Jahre (2009 – 2011) angelegter Prozess zur Förderung der regionalen Zusammenarbeit, der von den 21 beteiligten Gemeinden und dem Land Vorarlberg gemeinsam getragen wird.

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Aufgaben und Ziele der Regionalentwicklung

1) Ein regionales Entwicklungskonzept beschreibt, wohin sich die Region in den kommenden 50 Jahren entwickeln soll. 2) Von Beginn an werden konkrete Projekte der regionalen Zusammenarbeit umgesetzt. 3) Ein Walgauatlas zeigt, wo sich die Region derzeit befindet und wohin sie sich entwickeln soll. 4) Eine breite Beteiligung aller aktiven Walgauer Bürger verschafft der Regionalentwicklung die notwendige Bodenhaftung.

Bei der 'Vision Rheintal', dem ersten derartigen Prozess in Vorarlberg, stand die Erarbeitung des Leitbilds im Vordergrund. Im Walgau wurde die Entscheidung getroffen, den Regionalentwicklungsprozess an konkreten Projekten aufzuhängen und parallel ein regionales Entwicklungskonzept auszuarbeiten.

Dieses Vorgehen ermöglicht ein langsames Weiterentwickeln der bestehenden Zusammenarbeit. Begründet wird dies damit, dass im Walgau bereits eine sehr hohe Kooperationsdichte besteht – einzelne Gemeinden haben bis zu 20 gemeindeübergreifende Kooperationen vorzuweisen – und allgemein mit dem Wunsch nach einem pragmatischen Vorgehen, das von einigen zentralen Akteuren durchaus als Teil einer 'Walgau-Mentalität' betrachtet wird.


Die Organisation der Regionalentwicklung im Walgau

[einfügen: Bild Organisation] Die Regionalentwicklung im Walgau ähnelt in ihrem Aufbau einem lebendigen Organismus. Es gibt verschiedene Organe mit unterschiedlichen Aufgaben, die miteinander verknüpft sind und aufeinander einwirken. Als Organismus passen sie sich an ihre Umgebung an und verarbeiten neue Erfahrungen und Impulse. Was sich auf den ersten Blick sehr akademisch anhört, ist in der Praxis eine praktikable Organisationsstruktur:


Die Walgaukonferenz

Die Walgaukonferenz der Bürgermeister und Abgeordneten unter der Leitung von Landesrat Rüdisser gibt die Richtung vor, die die Regionalentwicklung einschlagen soll. Sie legt die Ziele, Meilensteine und Schlüsselprojekte fest. Beschlüsse werden möglichst einstimmig gefasst. Damit befinden sich Land und Gemeinden auf gleicher Augenhöhe.


Das Kernteam

Im Kernteam wird die Strategie der Regionalentwicklung entwickelt und laufend überprüft. Dazu treffen sich monatlich die Bürgermeister Dipl. Ing. Andreas Amann (Schnifis), Florian Kasseroler (Nenzing), Dieter Lauermann (Ludesch), Mag. Peter Neier (Nüziders) und Mag. Harald Sonderegger (Schlins). Damit sind kleine und große Gemeinden, Berg- und Talgemeinden und Gemeinden aus den Bezirken Bludenz und Feldkirch in das Kernteam eingebunden. Zusätzlich ist die Raumplanung des Landes Vorarlberg im Kernteam vertreten. Moderiert wird das Gremium von Geschäftsführer Manfred Walser. Hier werden die einzelnen Projekte diskutiert, die Ergebnisse von Workshops und Befragungen analysiert und Ideen ausgebrütet. Als regionaler Think Tank scheut man sich auch nicht vor ungewohnten Aktionen. „Weltpolitik im Kuhstall“ war der Titel für ein von Kuhglocken untermaltes Wirtschaftsgespräch mit Professor Crepaz von der Univ. Georgia (USA) im umgebauten Stall im Nenzinger Himmel. So kann man einen regionalen Entwicklungsprozess auflockern.


Die Geschäftsstelle

Im Wolfhaus in Nenzing residiert die Geschäftsstelle der Regionalentwicklung. Projektleiter Manfred Walser wird dabei unterstützt von Gisela Jussel, denn hier laufen alle Fäden zusammen. Hier werden Veranstaltungsräume organisiert und Adressen gesammelt, Protokolle versandt und Dossiers angelegt. Eine der wichtigsten Aufgaben der Projektleitung ist es, mit möglichst vielen Walgauer Akteuren zu sprechen. Ob Bürgermeister, Unternehmer oder ehrenamtlich Engagierte – in den Vier-Augen-Gesprächen entstehen neue Ideen, werden Probleme formuliert und gute Beispiele gezeigt. Ein riesiger Fundus an Informationen sammelt sich dabei an und wird im WalgauWiki zu einem ‚Walgau-Gedächtnis’.


Die Arbeitsgruppen und Vernetzungstreffen

Ob Kulturschaffende, Jugendbetreuer, Sozialzentren, regionale Vertreiber oder Naturschützer – der Austausch von Erfahrungen und die gegenseitige Information über laufende Projekte ist ein wichtiger Schritt zum regionalen Zusammenhalt. Workshops mit verschiedenen Zielgruppen finden laufend statt. Je nach Bedürfnis und Engagement der beteiligten Personen entwickeln sich aus derartigen Treffen konkrete Umsetzungsmaßnahmen.


Walgauforum und Walgau-Gespräche

Mit dem Walgauforum und den Walgau-Gesprächen kommt weiterer Sachverstand in den regionalen Entwicklungsprozess. Das Walgauforum, das etwa im halbjährlichen Rhythmus stattfinden soll, ermöglicht eine breite Beteiligung der Walgauer Bevölkerung. Zu den Walgau- Gesprächen werden Experten von außerhalb eingeladen, die zu wichtigen Themen referieren. Sie richten sich in der Regel an eine bestimmte Zielgruppe.


Wie es dazu kam

Den Impuls für die Regionalentwicklung im Walgau gab der Regionalentwicklungsprozess ‚Vision Rheintal’, der im Walgau den Wunsch weckte, mit Unterstützung des Landes ebenfalls einen regionalen Kooperations- und Entwicklungsprozess zu starten.

Im Jahr 2006 lief die Klärung von Vorfragen (Planungsgebietsabgrenzung, Ansprechpartner in den Gemeinden, zeitlicher Ablauf, Klärung der Rolle des Landes, Themen und Ziele, Finanzierung)

2007 gab es sechs gemeinsame Regio-Sitzungen der Bezirke Feldkirch und Bludenz zur Bildung einer Projektsteuerungsgruppe, Ideensammlung / Erstellung des Themenspeichers, Nominierung der Mitglieder des Kernteams, Beginn der Namensfindung, Ausschreibung der Projektleitung

2008 erfolgten Sitzungen des Kernteams für die Ausschreibung und Hearings, die Vergabe der Projektleitung an das IDT-HSG, eine nochmalige Namensdiskussion (neuer Vorschlag "ImWalgau") sowie die konstituierende Sitzung des Kernteams mit der Projektleitung.

2009: Diverse Vorbereitungsgespräche, Auswahl und Anstellung der Büromitarbeiterin, Einrichtung der Büroräumlichkeiten im Wolf-Haus in Nenzing und Vorbereitungen zu Sitzungen. Tatsächlicher Start des Regionalentwicklungsprozesses "ImWalgau" mit der konstituierenden Sitzung war am 5. Februar 2009.


Die wichtigsten Meilensteine der Regionalentwicklung im Walgau

Bereits am 5. Februar 2009 fand die konstituierende Sitzung der Walgaukonferenz statt. Auf der Tagesordnung standen die Vorstellung der Projektleitung, die Überarbeitung des Themenspeichers aus der Vorphase und erste Auswahlkriterien für die Projekte.

Am 3. März 2009 fand das erste Walgauforum in Nüziders statt. Dazu luden die Gemeinden ihre politischen Vertreter, Mitglieder der Verwaltung und engagierte Bürger ein. Ziel der Veranstaltung war die Sammlung konkreter Projekte als Ergänzung zum Themenspeicher der Bürgermeister. In Kleingruppen wurde diskutiert, was den Walgau auszeichnet, wo gemeinsamer Handlungsbedarf besteht und welche Probleme zuerst angegangen werden sollten. Die etwa 180 TeilnehmerInnen sammelten und priorisierten fast 50 Projektideen für den Regionalentwicklungsprozess

Am 22. April 2009 fand in der Sennerei Schnifis die zweite Walgaukonferenz zur Auswahl der ersten Projekte statt. Zur Vorbereitung wurde zusammen mit den Projektauswahl- Kriterien eine Zusammenstellung der Ergebnisse von Walgaukonferenz und Walgauforum an alle Bürgermeister versandt. Auf der Walgaukonferenzu wurden 3 Projekte mit insgesamt zehn Maßnahmen beschlossen.

Im Juni 2009 begannen die Arbeitsgruppen und Workshops. Daneben wurden die Einzelgespräche und Recherchen weitergeführt.

Im Oktober 2009 fand im Gemeindezentrum Brand die dritte Walgaukonferenz statt. Diskutiert wurde ein kritischer Rückblick auf das erste halbe Jahr der Regionalentwicklung, weitere konkrete Projekte und Maßnahmen sowie mögliche Ziele für ein regionales Entwicklungskonzept

Im Janaur 2010 fand in der Vorarlberger Mittelschule Frastanz das zweite Walgauforum statt, das öffentlich beworben wurde. Die etwa 70 TeilnehmerInnen erarbeiteten gemeinsam eine “Karte der Stärken” des Walgaus und vertieften in einer Open Space- Konferenz zahlreiche regionale Themen.


Auswahlkriterien für die Projekte

Da der Walgau- Prozess mit konkreten Projekten beginnt, ohne dass ein übergeordnetes inhaltliche Leitbild besteht, an dem sich die Auswahl dieser Projekte orientieren könnte, wurde auf der ersten Walgaukonferenz von den Bürgermeistern Auswahlkriterien festgelegt, die die Intention des Entwicklungsprozesses widerspiegeln sollen.

Folgende Kriterien wurden festgelegt: - Das Projekt muss für die Region wichtig sein. - Es muss das Interesse der BürgerInnen wecken. - Es besteht Handlungsbedarf in der Region. - Bestehende Potentiale lassen sich nutzen. - Das Projekt dient dem Interessenausgleich zwischen den Gemeinden. - Das Projekt unterstützt die (institutionelle) Verankerung der Zusammenarbeit. - Das Projekt fördert Lernprozesse im Hinblick auf die Regionalentwicklung. - Es gelingt, die Balance zwischen lang- und kurzfristigen Projekten zu halten. - Das Projekt ist gut kommunizierbar und hat möglichst auch eine gute Außenwirkung.


Die drei Projekte

Projekt 1: Identität im Walgau

Maßnahme 1.1 Der Walgauer

Ausweitung eines bestehenden Gutscheinsystems auf die ganze Region, entweder weiterhin als Einkaufsgutschein oder als Regionalwährung; dafür wird ein Grobkonzept erarbeitet und den Bürgermeistern auf der 4. Walgaukonferenz zum Entscheid vorgelegt.


Maßnahme 1.2 Warenkorb Walgau

Ein Geschenkkorb mit je einem kulinarischen oder handwerklichen Produkt aus jeder Walgaugemeinde dient als Aufhänger für Diskussionen und Vernetzungsprojekte rund um regionale Vertriebswege und eine funktionierende Nahversorgung mit eigenen Produkten.


Maßnahme 1.3 Elementa Walgau

Der bestehende Zusammenschluss von Gemeinden für kulturelle und geschichtlich- kulturelle Aktivitäten soll auf die ganze Region ausgeweitet werden. Workshops mit verschiedenen Akteuren aus dem Kulturbereich und die Zusammenarbeit mit einem LEADER-Projekt zu den Burgruinen im Walgau sind Teil dieser Maßnahme.


Maßnahme 1.4 Jugend im Walgau

neben dem Erfahrungsaustausch der regional Verantwortlichen für Jugendpolitik und –projekte sollen an mehreren Orten der Region Jugendbeteiligungstage nach dem Modell der Vorarlberger Beratungseinrichtung invo durchgeführt werden.


Maßnahme 1.5 Walgau- Wanderkarte

Es gibt keine Wanderkarte, die das Gebiet der Regionalentwicklung abdeckt. Die benötigten Daten sind bei der Raumplanung des Landes vorhanden, Workshops mit Touristikern aus der Region sammelten Ideen für die Gestaltung der Kartenrückseite. Die karte erscheint im Frühsommer 2010.


Projekt 2: Kooperation im Walgau

Maßnahme 2.1 Gemeinde-Kooperationen

Aus den Bürgermeistergesprächen wurden eine ganze Reihe von Kooperationsthemen identifiziert, die von der Verwaltungszusammenarbeit im Backoffice-Bereich über Personalpools bis hin zur gemeinsamen Gerätenutzung reichen. Eine Umfrage bei den Gemeinden wurde zusammen mit dem Vorarlberger Gemeindeverband ausgewertet, eine Exkursion zur gemeinsamen Baurechtsverwaltung Vorderland bereitete den Boden für das erste Kooperationsthema.


Maßnahme 2.2 Kooperationen im Sozialbereich

In diesem Themenfeld ist das Bedürfnis der Gemeinden aufgrund rasch gewandelter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und gesetzlicher Vorgaben hoch, erste Workshops dienen dem Erfahrungsaustausch (Senioren, Pflegeeinrichtungen).


Maßnahme 2.3 Kooperation im ÖPNV

Auf Wunsch der Mitgliederversammlung des Gemeindeverbands „Blumenegg- Walgau" für den öffentlichen Personennahverkehr unterstützt die Regionalentwicklung die Arbeit des Gemeindeverbandes bei der Erstellung eines Masterplans für den ÖV im Walgau, bei der Einrichtung eines Fahrplan-Kernteams und bei der Diskussion der Rolle für die Gemeinden als Informations-, Marketing und Motivationsdrehscheibe sowie bei der Evaluation und Potentialanalyse.


Maßnahme 2.4 Gemeinsame Handels- und Stadtentwicklung Bludenz – Bürs – Nüziders

Aus aktuellem Anlass hat sich eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der drei Städte und Gemeinden und der Raumplanung des Landes Vorarlberg gebildet. Ihr Ziel ist eine abgestimmte Ansiedlungspolitik, die über die reinen Handelsstandorte auch weitere Aspekte der Stadt- und Regionalentwicklung ins Auge fasst. Eine gemeinsame Entwicklung im Gesamtraum könnte ein Vorbild für den ganzen Walgau sein.


Projekt 3: Voneinander Lernen im Walgau

Maßnahme 3.1: Ü 600

Die Kenntnisse der spezifischen Situation an den Talhängen sind teilweise sehr begrenzt und ein Austausch zwischen den betroffenen Gemeinden fand bisher nicht statt. Hier schafft der Erfahrungsaustausch der Hanggemeinden und –parzellen Abhilfe. Dabei geht es um Themen wie die Nahversorgung, die Inwertsetzung der Kulturlandschaft oder die Siedlungsstruktur und Wohnqualität.


Maßnahme 3.2: Walgau-Wiki

Auch das hier vorliegende WalgauWiki wurden von den Bürgermeistern und Abgeordneten als ein Projekt des ‚voneinander Lernens’ definiert.


Maßnahme 3.3: Konzept ‚Bäder im Walgau’

In Nenzing wurde im Zuge der notwendigen Sanierung des Freibads die Planung zu einem großen Bäderprojekt begonnen, das in der Region nicht unumstritten ist. Im Rahmen des Regionalentwicklungsprozesses wurden die Fakten der Befürworter und Gegner zusammengetragen und synthetisiert. Dazu gibt es einen Expertenworkshop zur Bedeutung von Leuchtturmprojekten für die Regionalentwicklung.


Hier geht’s zur offiziellen Homepage der Regionalentwicklung im Walgau: Die Regionalentwicklung im Walgau