Filialkirche Hll. Ottilie, Julius & Martin (Beschling)

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Im rätischen Güterverzeichnis von 842 werden neben der Kirche in Nenzing auch die Dörfer Beschling, Schlins und Röns genannt, an welchen die Nenzinger Kirche den Zehent erhält: "Est ecclesia in Nanzingas cum decima de ipsa villa. Et de Bassininga. Et Scliene. Et Reune." [1] Bis heute steht jedoch im Raum, ob denn doch Beschling gegenüber Nenzing der ältere, größere oder wichtigere Ort sei, weil doch Nenzing von Beschling aus besiedelt worden sei. Das mag vielleicht zutreffen, wenn man bedenkt, dass der Standort in der "Beschlinger Bucht" doch besser wäre als ein Standort auf dem Schwemmkegel des Mengbaches. Mit dem Nachweis eines in das 6. Jahrhundert zu datierenden frühesten wenn auch kleinen Gotteshauses in Nenzing ist solchen Gedanken jedoch der Boden entzogen. Der Nenzinger Kirchenplatz ist also doch älter als der Beschlinger Wohnraum um die alte Kapelle. Dem steht jedoch nicht entgegen, wenn 2004 bei der Ausgrabung oberhalb des Vaistliweges christliche Bestattungen aufgedeckt wurden, deren Anfänge bis in das 5. Jahrhundert zurück reichen sollen. [2]

Dieses Kirchlein erscheint erstmals in einer Urkunde von 1379, als darin festgehalten wird, dass die Kirche zu Nenzing die "rechte Leutkirche" (mit einem "Leutpriester") sei und sowohl der Nenzinger wie der Beschlinger "sine tof- und begrebde" (Taufe und Begräbnis) und in "siner rechten lütkirchen messe hören sol". Das wars denn auch, aber jeder Priester in Nenzing "soll alle Wochen eine Werktagsmesse in der Kapelle zu Beschling lesen ... und die Leutkirche von Nenzing nicht in ihren Rechten gemindert werden." [3] In einer Urkunde von 1470 werden die Titelheiligen der Kapelle angeführt, nämlich Ulrich, Julius, Afra und Magdalena, zu denen um 1470 Martin, vor 1543 Ottilia und 1760 Luzia als Kirchenpatrone erscheinen, während Ulrich, Afra und Magdalena "verschwinden".

Die Beschlinger Filialkirche hatte wohl einen Vorgängerbau, dem um 1470 ein gotischer Chorraum angegliedert wurde. Bei der Visitation 1640 war der gotische Flügelaltar - auf der Predella mit 1484 bezeichnet - noch als Hochaltar installiert; die eher "lustige" Geschichte, wonach die Beschlinger den Altar in Seewis den Bündnern gestohlen und über die Jöcher nach Beschling gebracht hätten, ist vielleicht eine gute Erfindung, aber auch nicht mehr: allein die figurale Ausstattung des Altars widerspricht diesem vorgeblichen Tun. Jedenfalls stellt dieser Altar wohl das Herzstück der Kirche dar, er wird mit den Figuren "Maria mit dem Kind", "Hl. Julius" und "Hl. Ulrich" als das wertvollste Kunstwerk im Nenzinger Gemeindebereich bezeichnet. 1680 wurde das Langhaus durch Ummauerung der bestehenden Vorhalle vergrößert bzw verlängert. Die solcherart zustande gekommene Empore erhielt an ihrer Unterseite eine bemalte Kassettendecke. Sie umfasst insgesamt 45 Kassetten verschiedener Größe, von welchen 14 mit Heiligenbildern versehen sind. Sie stammen vom Nenzinger Kirchenmaler Christian Lutz, der diese zwischen 1686 und 1703 - jeweils innerhalb seinen beruflichen "Wanderschaften" geschaffen hat. Die Kreuzwegstationen sind Ende 18. Jahrhundert, der Chorbogenkruzifixus ist 17. Jahrhundert.

Kirchenrenovierungen sind vermerkt 1833, 1873 und 1906; die Renovierung von 1957/58 brachte den gotischen Flügelaltar von 1484 wird auf seinen ursprünglichen Platz - als Hochaltar - zurück. 1957 wurde der neue Turm errichtet und kurz vor Jahresende bereits die neuen Glocken aufgezogen und 1958 geweiht.

  1. Bündner Urkundenbuch I. Band 390 - 1199, Chur 1955, Seite 378
  2. Josef Scherer in: Der Turmbau zu B...., Nenzing-Schriftenreihe Band 5, 2007 nach Rhomberg & Gamon in FN 3, Seite 11
  3. Ulmer, Andreas: Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg VI. Band I. Teil, Dornbirn 1937, Seite 316