Urnenfelderzeit
Die Urnenfelderzeit wird in die Zeit 1300/1200 bis 800 datiert; sie ist ein nach der vorherrschenden Bestattungssitte definierter Abschnitt der späten Bronzezeit im Bereich der Urnenfelderkulturen, welcher der Hallstattzeit vorangeht. Diese Kultur bedeutet die Herausbildung neuer religiöser Vorstellungen und eine weitere gesellschaftliche Differenzierung. (Meyer 14/570) Die Urnenfelder Kultur wurde von Mitgliedern verschiedenster Stämme angewandt: Illyrer, Italiker, Iberer, Ligurer und Kelten. Die Urnenfelderzeit umfasst forschungsgeschichtlich die bronzezeitlichen Stufen Bz D bis Ha B1; sie folgt auf die Hügelgräber der mittleren Bronzezeit und wird durch die frühe Eisenzeit abgelöst. Sie ist in Italien und Siebenbürgen bald verschwunden, breitet sich jedoch in Nordostspanien aus. (Meyer 14/570) Die regionalen Kreise der Urnenfelderkultur leben während der älteren Eisenzeit fort, sie sind geprägt durch die Nähe zur Mittelmeerwelt. Als Katalysator zwischen den Etruskern und dem Alpen-Donauraum fungieren zwei Kulturen am Alpensüdrand, über welche die Kulturation des Alpenraums und der nördlichen Nachbarn erfolgt: die Este-Kultur im Osten und in Venetien, die Golasecca-Kultur im Westen, in der Lombardei und im Tessin.
Die Siedlungen der Urnenfelderzeit bestehen entweder aus gleichartigen kleinen, rechteckigen Gebäuden oder aus unterschiedlich großen Bauten, die als Wallburgen gesehen werden können. (Urban 190) Während der mittleren und jüngeren Urnenfelderzeit kommt es zur Konzentration der Siedlungsplätze: weitläufige Ansiedlungen über eine Fläche von 20 bis 30 ha finden sich meist auf einem Geländesporn oder isoliert auf im Talboden aufragenden Erhöhungen (Inselbergen); sie waren durch mächtige Erdwälle und vorgelagerte Gräben gesichert. Solche Wallburgen wurden öfters auch in späteren Zeiten - Eisenzeit, Frühgeschichte, Mittelalter - aufgesucht: sie wurden zu Fluchtburgen. (Urban 197)
Zu den besonderen Merkmalen der Urnenfelderzeit gehören der Abbau von Kupfer und die Verarbeitung von Blattbronze. Diese Periode setzte sich bis zum Beginn der Eisenzeit um 750 v.Chr. fort, als die Erdbestattung in vielen Gebieten wieder zur führenden Begräbnisform führte. (Burenhult 231) Die Kultur der Urnenfelderzeit barg die Leichenbrände ihrer Toten in Urnen und stellte diese zu Gräberfeldern (Friedhöfen) zusammen; (Meyer 14/570) diese Praxis stammt bereits aus der Zeit um 1300, als Urnenfeldgräber im östlichen Mitteleuropa zunehmend häufiger wurden. Teilweise wurden die Urnen mit Kreisgräben eingefasst oder in Grabhügeln bestattet. Daher treten auch Steinkistengräber auf, die sowohl Aschestreuungen als Urnen- und Körperbestattungen enthalten.