Eine Suche nach Identität und Geschichtsbewusstsein: Unterschied zwischen den Versionen
Eine Suche nach Identität und Geschichtsbewusstsein (Quelltext anzeigen)
Version vom 17. Dezember 2013, 15:16 Uhr
, vor 10 Jahren→Zwischen den Fronten der Großmachtpolitik
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(Lit.: Niederstätter A. F) | (Lit.: Niederstätter A. F) | ||
= Zwischen den Fronten | = Zwischen den Fronten spätmittelalterlicher Großmachtpolitik = | ||
Im 14. und 15. Jahrhundert | Im 14. und 15. Jahrhundert stellten die Habsburger zwischen ihren Stammgebieten in der Schweiz und den Reichslehen in Ostösterreich eine territoriale Landbrücke herzustellen. Der Walgau spielte in diesem Zusammenhang als Transitland für Handel aber auch für das Militär eine wichtige Rolle. | ||
Im Walgau stießen | Im Walgau stießen zwei Ideologien und Machtfaktoren aufeinander: Von Westen kam der Einfluss der nach Freiheit und Selbstständigkeit strebenden Schweizer - Anfang des 15. Jahrhunderts Appenzeller und St. Galler. Und von Osten aus vertraten die Habsburger und ihre verbündeten süddeutschen Adeligen den Feudalismus, die Adelsherrschaft und verhinderten nach Möglichkeit die ständisch-politische Mitsprache von Bürgern und Bauern. Die Repräsentanten ihrer Macht waren in Vorarlberg ihre Verwalter, vor allem die Vögte. | ||
Der Appenzellerkrieg (1405-1408), an dem sich | Der Appenzellerkrieg (1405-1408), an dem sich Ostschweizer mit Feldkirch und den Walgauern verbündeten, war ein Konflikt gegen Habsburg zum Erhalt alter lokaler Privilegien und zur Erlangung neuer Rechte. Er war eine gewaltsame und rebellische Auflehnung von Bürgern, Bauern aber auch einiger habsburgfeindlicher Adeliger. In diesem Zusammenhang wurden die Burgen Nüziders (1404) und 1405 Jagdberg, Blumenegg, Bürs und Ramschwag, allesamt auf Seiten der Habsburger, zerstört, ohne dass es scheinbar zu Kampfhandlungen kam. | ||
Der sogenannte aufrührerische „Bund ob dem See“ hatte vorerst gesiegt, den Adel außer Landes vertrieben. Die beteiligten Walgauer, bestehend aus freien bäuerlichen Grundbesitzern und Leibeigenen, vereinigten sich in Gerichtsgenossenschaften und gaben sich sogar ein eigenes Siegel, Ausdruck von Selbstbewusstsein und einer talumfassenden Identität. Den Walgauern zur Seite stand auch Bischof (1388) und Graf Hartmann von Werdenberg-Vaduz. Er beteiligte seine Untertanen an der Mitregierung im Rechtswesen, gestattete die Ammannwahl und baute die Burg Nüziders wieder auf. Er nannte sie "Sonnenberg", und sie wurde sein bevorzugter Ansitz. | |||
Was der „Bund“ forderte, waren Volks-Rechte, wie sie erst durch die Aufklärung und die demokratischen Bestrebungen des 19. Jahrhunderts verwirklicht wurden: | |||
Aufhebung der adeligen Standesvorrechte | Aufhebung der adeligen Standesvorrechte | ||
Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit | Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit | ||
Aufhebung von Frondiensten, Vorspanndienst, Todfallabgabe, Jagdfreiheit | Aufhebung von Frondiensten, Vorspanndienst, Todfallabgabe, Jagdfreiheit | ||
Autonomie der Gerichte: hohe und niedere Gerichtsbarkeit | Autonomie der Gerichte: hohe und niedere Gerichtsbarkeit | ||
Eigene Verfassung | Eigene Verfassung | ||
Freie Ammann- und Richterwahl | Freie Ammann- und Richterwahl | ||
Zusammenschluss zersplitterter Gerichtsbezirke | Zusammenschluss zersplitterter Gerichtsbezirke | ||
Trotz der militärischen Niederlage des „Bundes“ gegen den habsburgtreuen „Schwäbischen Ritterbund“ wurden die Aufständischen nicht verfolgt, sie behielten ihre Rechte, oder diese wurden gar noch vermehrt. Aber auch der geschwächte Adel und seine Verwaltung blieben an der Macht. Es war eine politische Patstellung, jedoch zugunsten der Entwicklung von mehr Rechten für Bauern und Bürger der Landstände. | |||
(Bilgeri A. Niederstätter E) | |||
= Das Massaker von Frastanz = | = Das Massaker von Frastanz = |