Das steht im rätischen Güterverzeichnis von 842: "In villa Pludono ecclesia cum decima de ipsa villa. Et decima cum ecclesia de Puire. ... Hoc fuit beneficium, quod habuit Fero." [1] Somit wissen wir zwar, dass der Lehensträger Fero eine Eigenkirche mit Zehent besaß, wir wissen aber nicht, wo diese Kirche stand. Der Standort oberhalb der Stadt in der Nähe des Kleinen Exerzierplatzes ist durchaus möglich, weil sich hier bereits seit der Vorzeit ein Siedlungsplatz befunden hat. Dieser Wohnplatz war bereits in der La-Tènezeit besiedelt und auch mehrfach von der Galgentobelmure verschüttet, dennoch für diesen Zweck gut geeignet. Schreibt da Niederstätter: "Ob jedoch die Laurentiuskirche tatsächlich an jener Stelle steht, wie sie im Reichsurbarium genannt wird, kann nur eine archäologische Untersuchung klären." [2] Das Reichsurbar nennt aber gar keine genaue Stelle, sondern lediglich "in villa Pludono" ! </ref> Villa Pludono (besser: Pludeno) hatte weder einen Königshof (curtis dominica) noch eine besonders große Ausdehnung, also wird auch das Kirchengut nicht besonders umfangreich gewesen sein: diese findet erst im Spätmittelalter statt. Das sog. Kirchspiel - also der Umfang des pfarrlichen Wirkungsbereiches - war da viel bedeutender. Das wird auch dadurch verdeutlicht, dass im 14. Jahrhundert einige Dörfer, die bis dahin zur Pfarre Bludenz gehörten, sich zur pfarrlichen Selbstständigkeit entwickelt haben. [3]

Das älteste Kirchlein muß wohl im unteren, also dem vorderen Bereich des "Oberdorfes" (heute: Obdorf) gegen die Abbruchkante zur Altstadt gestanden sein, vielleicht dort, wo auch der Vorläufer der Burg Bludenz platziert war. Das Mauerwerk der Bludenzer Pfarrkirche datiert in das 14. Jhdt.; im Chor befanden sich die Grabstätten von 6 Angehörigen der gräflichen Familie von Werdenberg-Heiligenberg. [4] Die Kirche fiel 1491 einem Brand zum Opfer; sie wurde 1514 auf den weitgehend erhaltenen Mauern neu und höher wieder aufgebaut. 1742/43 wurde die Kirche verlängert und vergrößert; Renovierungen sind verzeichnet für 1776, 1857 und 1928.

Im Kriegsjahr 1940 wurde der Pfarrtitel der Laurentiuskirche auf die Hl. Kreuzkirche übertragen, um eine drohende Profanierung zu unterlaufen und weiterhin Gottesdienste in der Laurentiuskirche halten zu können. 1967 folgte eine Aussenrestaurierung und bis 1970 eine ebenso umfangreiche Innenrestauration; somit konnte am 22. Mai 1970 "dieses Denkmal des Glaubens und der Kulturgeschichte wieder seiner gottesdienstlichen Bestimmung übergeben werden." [5]

Die Laurentiuskirche stellt einen mächtigen gotischen Langhausbau mit eingezogenem Chor unter gemeinsamem Satteldach vor; nord- und südseitig sind zweigeschossige Sakristeien angebaut. Das Langhaus hat fünf Spitzbogenfenster, an der Südwand zwei gotische Spitzbogenportale und an der Westfassade ein spitzbogiges Portal und drei Kreisfenster. Der Turm wurde 1667/70 anstelle des alten Beinhauses errichtet: ein dreigeschossiger Hochkubus mit drei Rundbogenöffnungen, darüber drei gestaffelte Polygonalgeschosse (Oktogon) mit Rundbogenöffnungen und der markanten, gedrückten Zwiebelhaube. Im obersten Kubusgeschoss sind an den Ecken vier Evangelistenbüsten aus Stein angebracht.

Das sechsjochige Langhaus besitzt ein Netzrippengewölbe, ebenso der einjochige Chor. Im Westen ist eine breite, gerade Empore auf zwei Marmorsäulen mit beidseitigem Aufgang; das Chorbogenfresko zeigt Christus als Weltenrichter bez. Jos. Fuchs pinx. 1857. Der Hochaltar mit Sechssäulenaufbau datiert ~1700. Die Seitenaltäre - je zwei im Chorbogen und im Langhaus - zeigen Werke verschiedener Künstler, ebenso die 1714 errichtete Kanzel, wobei besonders der Bludenzer Künstler Anton Jehly zu erwähnen ist. Mehr und ausführlicher unter DEHIO. [6]

Bemerkenswert ist die Kreuzigungsgruppe von Erasmus Kern ~1510, die Vermählung Mariens und Geißelung eines schwäbischen Meister bez. 1498 sowie die Heimsuchung ~1510 nach Martin Schaffner.

Der zweifach gewinkelte Stiegenaufgang von der Herrengasse beim Oberen Tor wurde 1694 errichtet und 1840 erneuert; er endet oben beim Wappengrabstein von Johann Baptist Salomon von Salomonsegg (1684) und dessen Gattin geb. Schatz von Liebfeld (1669).

  1. Bündner Urkundenbuch I. Band 390 - 1199, Chur 1955, Seite 379
  2. Niederstätter, Alois: Bludenz im Mittelalter (bis 1420) in: Geschichte der Stadt Bludenz, Hrsg. Manfred Tschaikner, Sigmaringen 1996, Seite 87.
  3. St. Gallenkirch 1305, Bürs 1334, Tschagguns 1339, Bartholomäberg mit Filiale Silbertal 1350, Schruns (bis 1350 Filiale von Bartholomäberg), St. Anton 1376.
  4. Ulmer, Andreas: Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, VIII. Band, I. Teil, Dornbirn 1971, Seite 113/114
  5. Ulmer, Andreas: Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, VIII. Band, I. Teil, Dornbirn 1971, Seite 124.
  6. DEHIO VORARLBERG, Wien 1983, Seite 33