Johanniterkirche Hl. Johannes Täufer (Marktgasse)

Version vom 5. April 2010, 17:26 Uhr von Historia dgj (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Graf Hugo I. von Montfort, Begründer der Herrschergeschlechter der Grafen von Montfort und Werdenberg, stiftete 1218 - zur Zeit der Kreuzzüge - der Kommende ''(…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Graf Hugo I. von Montfort, Begründer der Herrschergeschlechter der Grafen von Montfort und Werdenberg, stiftete 1218 - zur Zeit der Kreuzzüge - der Kommende (Komturei) des Johanniter-Ritterordens Ordenshaus und Kirche seiner Stadt ("ecclesiam in civitate sua Veltkirch"), also die Feldkircher Johanneskirche. [1] Der heutige Baubestand geht im wesentlichen auf das 14. Jahrhundert zurück; der ursprüngliche Bau mag in romanischem Stil gewesen sein, der in der folgenden gotischen Stilperiode eine Vergrößerung in Form des Anbaues eines Langschiffes mit Flachdecke über einer Hohlkehle erhalten hat. Die Johanniterkirche war bis 1610 Ordenskirche, danach mit geringen baulichen Veränderungen an das Stift Weingarten und von diesem 1696 an das Stift Ottobeuren übertragen. 1806 säkularisiert und als Salzgamazin verwendet, seit 1809 als Gymnasialkirche in Gebrauch; 1868 bis 1871 war die Kirche nach dem erzwungenen Auszug der Jesuiten verwaist.

Mit großzügiger Hilfe zahlreicher Wohltäter wurde 1879 - 1884 eine stileinheitliche Innenausstattung angeschafft und zwei neue Altäre - Hochaltar und Marienaltar - erstellt; auch die beiden unteren Seitenkapellen erhielten neue Altäre. 1887 wurde die Fassade durch die Feldkircher Gustav Härtenberger und Florus Scheel neu gestaltet. Im Zuge der Trockenlegung und Erneuerung des Fußbodens 1908 wurden in Chormitte zwei Grabtafeln von hier beigesetzten Ottobeurener Konventualen entdeckt. Eine neuerliche Innen- und Außenrenovierung wurde zwischen 1927 und 1938 vorgenommen. Ein groß angelegter Vorstoß gegen die Johanniterkirche des Jahres 1942/43 dahingehend, das Langschiff abzutragen und im Bereich des Chores verschiedene Büroräume zu erstellen, fand im Zuge der politischen Neuordnung nach 1945 ein glückliches Ende: es blieb beim bisherigen Bestand. So verblieb die Johanniterkirche weiterhin ein Refugium als Gymnasialkirche.

1983 erfolgten durch Bundesdenkmalamt und Diözese umfassende Grabungsarbeiten; dabei wurden in vier Bodenschichten mehrere Grablegungen gefunden und Grabplatten freigelegt. Mit Schenkungsvertrag vom 28. Dezember 1983 übergab die (zuständige) Pfarre St. Nikolaus im Hinblick auf die angedachte Errichtung eines Diözesanmuseums die traditionsreiche Johanneskirche an die Diözese Feldkirch; das Eigentumsrecht bleibt jedoch weiterhin für römisch-katholische Kultuszwecke zugunsten der Pfarre St. Nikolaus beschränkt. [2]

Das Objekt Johanniterkirche ist ein Langhaus mit zwei Seitenkapellen und Portalvorzeichen unter Satteldach, einem langen eingezogenen Chor unter Satteldach und dem NO-Turm am Chor; im Südosten des Chores ist die Sakristei mit der 1484 angebauten Annakapelle: ein eingeschossiger Rechteckbau mit Pultdach. Über der Nordwest-Giebelfassade mit neugotischem Dachreiter steht eine glockenschlagende männliche Figur, allgemein als "Bläsi" geläufig. Die Fassade hat zwei unverhältnismäßig große Rundbogenfenster und ein fast ebenso großes Rundbogenportal auf Säulenpilastern. Das Langhaus hat in den Seitenkapellen je ein, im Chor je drei und an den Chorschrägseiten je ein Rundbogenfenster. Der Turm hat im Erdgeschoß gekoppelte Rundbogenfenster, im schmäleren Obergeschoß Rundbogennischen sowie eine Laterne mit geschweiftem Dach. Nordöstlich des Turmes ist das ehemalige Klostergebäude der Johanniter - jetzt Schulgebäude - angelehnt.

Die Langhauswände und der Chor sowie die linke Seitenkapelle tragen zT Fresken aus verschiedenen Stilepochen. Am Eingang zur Sakristei ist das Marmorrelief "Staininger 1704", am Turmeingang die Marmortafel "Scheyh 1724". Eine Glocke von 1510 kam in die Expositurkirche Gargellen. Die übrige Einrichtung ist weitestgehend deponiert und in Restauration.

Dieses Gotteshaus unterliegt seither nicht mehr dem Denkmalschutz und ist im BDA-Verzeichnis von 2007 nicht mehr ausgewiesen. [3] Das Objekt wird zwischenzeitlich für Ausstellungen kultureller Art genutzt.

  1. Andreas Ulmer / Manfred A. Getzner: Die Geschichte der Dompfarre St. Nikolaus Feldkirch, Feldkirch 1999, Seite 392/393.
  2. Andreas Ulmer / Manfred A. Getzner: Die Geschichte der Dompfarre St. Nikolaus Feldkirch, Feldkirch 1999, Seite 420 ff.
  3. Verordnung des Bundesdenkmalamtes gemäß § 2a des Denkmalschutzgesetzes betreffend den Verwaltungsbezirk Feldkirch, GZ. 47.373/19/2007 vom 15. November 2007.