Räter

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Die Räter sind ein antiker Volksstamm, der um 900/800 im östlichen Alpenraum und dem Alpenvorland siedelte. (Germanica 489) Das Kernland der historischen Siedlung der Räter in der Region Südtirol trägt bis heute den Namen seiner vorrömischen Bewohner (Rätische Alpen); die heutigen Rätoromanen ihrerseits haben ihren Namen vom Bezug auf die Region, nicht auf die Urbevölkerung. (Haarmann 231) Das ursprünglich rätische Gebiet ist etwa deckungsgleich mit der Fritzens-Sanzeno-Kultur, die heute allgemein als rätisch angesehen wird. Die Herkunft der Räter ist ungewiss: Livius und Plinius verbinden sie mit den Etruskern, Horaz mit den Kelten. Strabon ordnet sie dem Stamm der Illyrer zu. Und weiter: „Auf alle Fälle waren die Räter keine Kelten.“ (Schär 203) Unbestritten bleibt die Meinung, wonach „Die Räter des Engadins ... sicher als zum Stamm der Leute von Fritzens-Sanzeno zugehörig betrachtet werden ... dürften.“ (Nauli in Conrad 113)

Die Rätische Sprache zeigt unsichere Herkunft und ebenso sprachliche Differenzen: vorindogermanisches Rätisch und indogermanisches Venetisch dürften trotzdem keine gravierenden Hindernisse beim nachbarlichen Zusammenleben dargestellt haben. (Urban 2-326/327) Wann sich die beiden Sprachen - Rätisch und Etruskisch - ausgegliedert haben, ist unbekannt, da die Spärlichkeit des rätischen Sprachen-materials keine Rekonstruktion für das Rätische und das Etruskische erlaubt. Rätisch war zwar als Schriftsprache in Gebrauch, überliefert sind jedoch nur rund 200 Inschriften in einer Variante des etruskischen Alphabets. (Haarmann 231) Auch Plinius der Jüngere meint, dass die Räter eine dem Etruskischen verwandte Sprache sprechen. Bereits im 5. Jhdt. v.Chr. können im Gebiet zwischen Verona und Nordtirol zwei verschiedene nordetruskische Alphabete festgestellt werden: das „Rätische Alphabet von Magrè“ südlich von Trient, nördlich davon das „Rätische Alphabet von Bozen“. Die Verbindungen zum Etruskischen sind möglich, ebenso die Beziehungen zur Laugen-Melaun-Kultur. (Urban 2-326) Wesentliche Gemeinsamkeiten der venetischen Kultur finden sich im Kult: im venetischen Ateste wird eine Göttin Reitia verehrt, allen venetischen Stämmen ist die Verehrung der Reitia als Heils-, Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttin gemeinsam. (Strabon 4, 3, 3 p. 192) (meyer 326) Es ist kaum denkbar, dass eine ältere, südalpine Schutzgöttin - Reitia - im Mittelpunkt des Stammeskultes zweier benachbarter Stämme steht, ohne dass diese beiden Stämme enge Beziehungen miteinander aufwiesen; die Verehrung dieser Göttin reicht weit über das Stammesgebiet hinaus. Neben der sehr engen Beziehung zur Laugen-Melaun-Gruppe bestehen Kontakte zur Remedello-Kultur und der Fritzens-Sanzeno Gruppe. (Urban-2/323)