Unsere Zukunft im Walgau
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Unsere Zukunft im Walgau (Erfolgsfaktoren)
Die Regionalentwicklung im Walgau beschäftigt sich nicht nur mit unseren heutigen Aufgaben, Wünschen und Bedürfnissen, sondern auch mit der Zukunft der Region Walgau. Das ambitionierte Ziel heisst, die nächsten zwei Generationen (= 50 Jahre) mitzudenken. Was sind unsere Erfolgsfaktoren, unsere Einflussmöglichkeiten und was sind die externen Rahmenbedingungen, die wir zwar nicht beeinflussen können, die aber unsere Entwicklung mit bestimmen. Bei verschiedenen Anlässen haben wir uns damit befasst, so in zwei ganztägigen Workshops bei der Erstellung einer 'Erfolgslogik' für die Region und bei einem öffentlichen Walgauforum im März 2011. Jene Beiträge, die dazu geführt haben (u.a. die Ergebnisse des fünften Walgauforums) finden Sie unter "Diskussion" - sehr gerne dort zu ergänzen und kommentieren:
Zukunft Im Walgau - das zweite Walgaubuch
Das erste Walgaubuch (Im Walgau: Gemeinden gemeinsam) wollte neugierig auf die Region machen: es hat die wichtigen Themen umrissen, Projekte beschrieben und den Gründungsprozess der Regio dargestellt. Das zweite Walgaubuch soll nun unsere Ziele und Visionen zeigen. Die ‚gewünschte Entwicklung‘ des Walgaus wird anschaulich in Form von Geschichten beschrieben. Die regionalen Leitsätze und Ziele werden mit Beispielen unterlegt. Das Buch soll auf die Zukunft neugierig machen und dazu beitragen, dass sich der Blick auf die Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten richtet. Es stellt den Walgau als moderne Region auf dem Weg in die Zukunft dar.
Die Walgauerinnen und Walgauer arbeiten am Buch mit.
- Im Jahr 2013 haben 6 öffentliche Veranstaltungen zum Thema 'Zukunft Im Walgau' stattgefunden.
- Das Räumliche Entwicklungskonzept Walgau hat Grundsätze und Ziele für die Raumentwicklung formuliert - zahlreiche Walgauer und WalgauerInnen haben an den öffentlichen Veranstaltungen mitdiskutiert.
- 2014 und 2015 entwickeln wir gemeinsam Szenarien, wie das Leben in 50 Jahren im Walgau aussieht.
Die Menschen haben grosse Schwierigkeiten, in die Zukunft zu schauen und sich vorzustellen, was auf sie zukommen könnte. In der Regel greifen sie auf ihre Erfahrungen zurück und sehen die Zukunft als Fortsetzung der Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte, wie sie sie erlebt haben. Schaut man jedoch zurück, so sieht man schnell, dass sich die Zukunft in der Regel ganz anders und sehr unvorhersehbar entwickelt. Kaum jemand hätte 1988 gedacht, dass in Kürze die Sowjetunion zusammenbricht, eine europäische Währung entwickelt wird und Handy und Internet unsere Kommunikation revolutionieren. Deswegen werden im Folgenden einige Hinweise gegeben.
Als Grundlage für die Szenarien dient eine Recherche zu möglichen Einflussfaktoren, die die künftige Entwicklung des Walgaus mitbestimmen können. Sie sind weder vollständig noch allgemeingültig. Es handelt sich um Informationen aus Tageszeitungen, Internetauftritten und wissenschaftlichen Artikeln. Es ist ein Potpourri von Informationen und (teils erstaunlichen) Meldungen, die sich dazu eignen, uns 'denkerisch aus dem Gleichgewicht zu bringen'. Sie sind wissenschaftlich fundiert (soweit das bei Prognosen möglich ist), die Informationsquellen sind benannt und werden zitiert. Und alle diese Trends und Ereignisse sind geeignet, die zukünftige Entwicklung des Walgaus zu beeinflussen.
Recherche 'Einflussfaktoren auf die Zukunft des Walgaus'
(Weitere externe Einflüsse, die den Erfolg des Walgaus 2060 ausmachen - siehe Diskussion)
Generelle Einflussfaktoren
1. Starke Zunahme der Weltbevölkerung
2. Manche Rohstoffe sind schwieriger verfügbar
Die Endlichkeit von Rohstoffen (und gewissen Formen der Energie) auf unserem Planeten ist eine Tatsache. Wie lange bestimmte Rohstoffe reichen werden, hängt ab von der Verbrauchs- und Recyclingrate, von der technologischen Entwicklung und auch vom Auffinden neuer Lagerstätten. Auch bei ‚Allerwelts- Rohstoffen‘ wie Helium oder Phosphor sind Grenzen der Weltvorräte erkennbar, wobei diese Grenzen oft nicht in der vorhandenen Menge liegen, sondern in ihrer Verfügbarkeit (teure Förderung, Koppelung an andere Rohstoffe, politisch instabile Regionen, Handelsbeschränkungen, etc.). Auch wenn diese Vorräte nicht ausgehen, kann es zu enormen Preissteigerungen kommen.
Seltene Erden
Probleme wird es mit seltenen Erden geben (sog. ‚Gewürzmetalle‘, weil sie in vielen neuen Technologien nur in winzigen Spuren verwendet werden und kaum wieder recycelbar sind, aber durch die Massenproduktion trotzdem in größeren Mengen gebraucht werden):
Indium, wird als Nebenprodukt von Zinn und Blei gewonnen, – geschätzter Gesamtvorrat > 6.000 t, derzeitige Prognose: reicht noch für ca. 15 Jahre, Preissteigerung in 3 Jahren (2002-2005) von 60 auf 900 Dollar, wichtiger Rohstoff für Flüssigkristalldisplays (Flachbildschirme, Touchscreens) sowie neu entwickelte Solarzellen.
Gallium, auch ziemlich selten, erlebt in der jüngsten Vergangenheit einen Boom aufgrund der Leuchtsstoff- Technologien, denn es wird zur Herstellung von Leuchtdioden gebraucht. Nach Schätzung der Europäischen Union wird 2030 bereits weltweit viermal so viel Gallium benötigt als heutzutage produziert wird. 75 Prozent der Weltproduktion wird von China kontrolliert.
Germanium: Wird für optische Bauteile verwendet, die Nachfrage hat sich durch technische Innovationen (z.B. Glasfaseroptik) stark erhöht. Die Produktion ist an die Förderung von Zinkerz gekoppelt und kann deshalb nicht beliebig gesteigert werden. Nach Schätzung der Europäischen Union wird bereits 2030 doppelt so viel Germanium benötigt als heutzutage produziert wird.
Quellen: Angerer Gerhard, Marscheider-Weidemann Frank, Lüllmann Arne, Erdmann Lorenz, Scharp Michael, Handke Volker, Marwede Max (2009): Rohstoffe für Zukunftstechnologien. Einfluss des branchenspezifischen Rohstoffbedarfs in rohstoffintensiven Zukunftstechnologien auf die zukünftige Rohstoffnachfrage. Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI und Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung IZT gGmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, Schlussbericht, http://isi.fraunhofer.de/isi-wAssets/docs/n/de/publikationen/Schlussbericht_lang_20090515_final.pdf, download am 15. Aug. 2014.
Reller, Armin (2007): Stoffgeschichten – ‚Gewürzmetalle‘ in High-Tech-Produkten. Wissenschaftszentrum Umwelt, Univ. Augsburg, http://www.wzu.uni-augsburg.de/download/Stoffgeschichten_Vortrag.pdf, download am 15. Aug. 2014.
Fischer Lars (2011): Die Rohstoffkrisen der Zukunft. In: Spektrum der Wissenschaft am 29. 03. 2011, http://www.spektrum.de/news/die-rohstoffkrisen-der-zukunft/1067430, download am 15. Aug. 2014.
Siemens AG (2008): Pictures of the Future Zukunft der Rohstoffe. Herbst 2008, http://www.siemens.com/innovation/pool/de/Publikationen/Zeitschriften_pof/pof_herbst2008/rohstoffe/boden/pof208_rohstoffe_bodenschaetze_pdf.pdf, download am 15. Aug. 2014.
Weitere Rohstoff- Probleme:
Zink: kann nur zu einem kleinen Teil recycelt werden, weil ein großer Teil durch Verzinkung und ähnliche Verfahren verloren geht. Große technische Bedeutung für den Korrosionsschutz, dazu Speziallegierungen und Batterie- Herstellung. „Nach Berechnungen von Kohmei Halada vom Japanischen Nationalen Institut für Materialwissenschaften wird der Zinkverbrauch bis 2050 die wirtschaftlich zu gewinnenden Reserven um das Dreieinhalbfache und die theoretische Reserve um fast das Doppelte überschreiten.“
Quelle: Fischer Lars (2011): Die Rohstoffkrisen der Zukunft. In: Spektrum der Wissenschaft am 29. 03. 2011, http://www.spektrum.de/news/die-rohstoffkrisen-der-zukunft/1067430, download am 15. Aug. 2014.
Um den weltweiten Verbrauch natürlicher, regenerierbarer Ressourcen zu verdeutlichen, wurde der ‚Earth Overshoot Day‘ propagiert. An diesem Tag hat die Weltgesellschaft alle für das laufende Jahr zur Verfügung stehenden erneuerbaren Ressourcen aufgebraucht, ab dann beginnt die Übernutzung. Fiel der EOD im Jahr 1993 noch auf den 21. Oktober, so war er 2003 bereits am 22. September und 2013 wurde der EOD für den 20 August berechnet.
Quelle: Global Footprint Network, Earth Overshoot Day, http://www.footprintnetwork.org/de/index.php/gfn/page/earth_overshoot_day/
Die Eroberung des Weltraums
Das amerikanische Space Shuttle Programm wird inzwischen durch zwei private Unternehmen ersetzt, die die Raumstation ISS versorgen. Eines davon – Space x – gehört dem PayPal Gründer Elon Musk. Fünf weitere Privatunternehmen sind im suborbitalen Raum im Einsatz, darunter eines des Amazon- Gründer Jeff Bezos. Auch der Google- Mitbegründer Sergey Brin ist an einem Unternehmen beteiligt.
Im suborbitalen Raum (bis 100 km Höhe, noch keine Erdumlaufbahn) sind touristische Flüge und aufgrund der mangelnden Reibung schnelle Ferntransporte sowie aufgrund verringerter Schwerkraft naturwissenschaftliche Experimente möglich. In der ersten Umlaufbahn (100 – 2.000 km Höhe) kreisen Satelliten, aber auch kommerzielle Raumstationen sind geplant, die als Treibstofflager und Fabriken dienen können. In der zweiten Umlaufbahn kreisen die GPS-, Fernseh- und Tele-kommunikationssatelliten in 20.000 -35.000 km Höhe auf geostationär festen Punkten. Hier sind auch Solarfabriken geplant, die die Energie in Form konzentrierter Mikrowellen zur Erde schicken. Neben umherfliegenden Schrottteilen besteht künftig auch die Gefahr der Auseinandersetzung zwischen bewaffneten Satelliten. China und die USA führten 2007 und 2008 bereits Anti- Satelliten- Tests durch. Die eigentliche Erschließung des Weltalls beginnt am Lagrange- Punkt, an dem sich die Anziehungskräfte von Erde und Mond gegenseitig aufheben. Zwischen der zweiten Umlaufbahn und dem Lagrange- Punkt lassen sich Verbindungen mit relativ geringem Energieaufwand herstellen und die Region ist frei von Weltraumschrott. Hier befindet sich der ideale Stützpunkt für Flüge zu entfernteren Zielen, erste private Mars- Expeditionen sind für 2025 angekündigt. Aber auch der Mond selbst ist von Interesse, denn neben großen Mengen an Titan und Platin enthält er das seltene Isotop Helium 3, das von manchen als Energiequelle der Zukunft angesehen wird.
Quelle: Philippe Rivière (2012): Einmal Mond und zurück. In: Le Monde Diplomatique, Beilage zur taz, Okt. 2012, pp. 12-13.
Tiefsee - Mining
Tauchroboter (Autonomous Underwater Vehicles AUVs) verbilligen die Nutzung von Rohstoffen auf dem Meeresgrund (Mangan, Zink, Kupfer, Gold, Silber Erdöl, Erdgas) und ermöglichen sogar die Entwicklung von unterseeischen Fabriken
Quelle: Grüling Birk (2014): Unbemannt ins Unbekannte. taz vom 25. Juli 2014
Der Ökologische Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck zeigt, wie viel Ressourcen rechnerisch zur Verfügung stehen. Dabei werden Rohstoffe in Fläche umgerechnet, die gebraucht wird, diese zu gewinnen oder den Abfall zu verarbeiten. Österreich verbraucht ca. 4,9 x so viel Fläche, wie eigentlich zur Verfügung stünde.
Die 'Blue Economy'
Projekt | Kurzbeschreibung | Entwickler | geschaffene Arbeitsplätze |
---|---|---|---|
Nutzung von Schlachthof- | Madenzucht als Fisch- und | Pater Godfrey Nzamujo, | ca. 250 |
Abfällen (1986) | Hühnerfutter und zur | Songha Center, | Arbeitsplätze |
Enzymproduktion | Porto Novo, Benin | ||
Protein aus Pulpe | Kaffeeabfälle zur Zucht von | Carmenza Jaramillo, | ca. 10.000 |
(1992) | Shijtake-Pilzen, Reste als Tierfutter | Kolumbian. Zentrum für Kaffeeforschung | Arbeitsplätze |
Blaualgen-Zucht in | Spirula als Nahrungsergänzung, | Universidade do | ca. 100 |
Seewasser (1995/2007) | Biokraftstoffe (Ester) | Rio Grande do Sul | Arbeitsplätze |
Integrierte Brauerei- | Kreislaufwirtschaft für Brauereien | Universität Namibia und | ca. 250 |
systeme (1995/2002) | Tierhaltung, Pilzanbau, | Namibian Breweries Ltd | Arbeitsplätze |
Fischzucht, Biogaserzeugung | Jim Lueders (USA) |
Quelle: Gunter Pauli (2000): The Blue Economy. Berlin: Konvergenta Publishing
3. Energie, Peak Oil, post-fossile Ökonomie
90% des Erdöls wird als Energieträger verbraucht, als Treibstoff, zum Heizen und in der Industrie. Bei der ‚fraktionierten Destillation‘ wird bei der Erzeugung von Treibstoffen u.a. Naphta (Leichtbenzin) abgetrennt. Es ist der Grundstoff für 90% aller chemischen Produkte, die in Deutschland hergestellt werden: Plastikteile, Kleidung, Spielzeug, Baumaterialien, Kosmetikprodukte, Medikamente, Düngemittel… die Liste liesse sich nahezu beliebig fortsetzen.
Quelle: Rossbauer Maria (2010): Eine Droge für jedermann. In: taz vom 10. Juni 2010.
Effizientere Stromleitung
Neue supraleitende Erdkabel, einfach herzustellen aus billigen, häufig vorkommenden Rohstoffen (Magnesium, Bor) sollen im Bau etwa 10% billiger als herkömmlich Hochspannungs-Gleichstrom- Übertragungsleitungen sein, nur etwa ein Zehntel der Standard-Kabelverluste beim Stromtransport haben und sie würden viel weniger Landschaftsverbrauch benötigen. Alle 100 - 300 Kilometer würde eine Kühlstation benötigt. Die Technik geht derzeit von der Experimentalphase in die Pilotphase über.
Quelle: Eidemüller Dirk (2014): Eisgekühlter Strom. Schwäbische Zeitung vom 21. Juli 2014.
Strom aus Wellen
Vor den schottischen Orkney-Inseln werden drei Arten von Wellenkraftwerken getestet. Das Problem bei diesen Techniken ist, dass bei einem Sturm etwa 1000mal so viel Energie im Wassersteckt als an einem Durchschnittstag und die Technik diese Differenzen bewältigen können muss. Es wird an sehr unterschiedlichen Ansätzen geforscht, aber im Vergleich zur Windkraft steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen
Quelle: Janzing Bernward (2014) Kraftwerke in tosender See. taz vom 21/22. Juni 2014.
4. Bodenknappheit und die Industrialisierung der Ernährung
Unsere Verantwortung
Zitat der österreichischen Starköchin Sarah Wiener: „Wir schwimmen als Fettaugen auf der Suppe, wenn ich die ungerechte weltweite Verteilung von Lebensmitteln betrachte. Warum darf ich Sojafutter aus Brasilien importieren, dessen fruchtbare Böden beanspruchen, Regenwaldabholzung vorantreiben und damit einem armen Land Ressourcen abringen, die ich hier in meinem Land nicht zu erbringen gewillt bin?“
Quelle: taz vom 6./7. April 2013, S. 16.
5. BRICS- Staaten schaffen neue supra-nationale Institutionen
Zwischen 17 und 36% der Luftverschmutzung in China ist auf die Produktion von Gütern für den Export zurückzuführen. Zwar wurde die Luftverschmutzung innerhalb der USA stark reduziert, jedoch ein Teil der in China erzeugten Schadstoffe gelangen bis an die Westküste der USA und sorgen dort für erhöhte Schadstoffwerte. Die Auslagerung der Verschmutzung im Zuge der Globalisierung ist also nur unvollständig gelungen.
Jintai Lin et al. (2014): China’s international trade and air pollution in the United States. PNAS Online Early Edition for the week of Jan 20-Jan 24, 2014. pnas.1312860111
6. Die Folgen des Klimawandels
Schadensbilanz zu Naturkatastrophen in 2013
Auf einem Branchentreffen der Versicherungsunternehmen am 21. Oktober 2013 in Baden-Baden hat die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft eine Schadensbilanz zu den europäischen Naturkatastrophen im Jahr 2013 vorgestellt. Nach ersten Schätzungen des Versicherers beliefen sich die Gesamtschäden in Europa in den ersten drei Quartalen des Jahres 2013 auf rund 17 Milliarden Euro.
Laut der Bilanz des Rückversicherers seien 75 Prozent der Schäden auf Flutereignisse zurückzuführen. Das Schadensereignis mit dem bisher größten Ausmaß sei das Hochwasser in Süd- und Ostdeutschland im Mai und Juni 2013 gewesen, welches Schäden in Höhe von 12 Milliarden Euro verursachte. Des Weiteren habe ein Hagelsturm in Deutschland Ende Juli 2013 zu Marktverlusten von 2,5 Milliarden Euro geführt. Demnach ist Deutschland innerhalb Europa das Land, das in 2013 bisher am stärksten von Naturkatastrophen betroffen war.
Darüber hinaus stellte die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft eine Analyse der Wetterkatastrophenstatistik vor. Diese zeigt, dass die Anzahl der meteorologischen (z.B. Stürme) und hydrologischen (z.B. Überflutungen, Massenbewegungen) Extremwetterereignisse seit 1980 kontinuierlich angestiegen ist: Weltweit habe sich zwischen 1980 und 2012 die Anzahl schwerer Unwetter nahezu verdreifacht. In Deutschland und Mitteleuropa habe sich die Anzahl von Hochwasserereignissen seit 1980 bis heute verdoppelt.
Der kontinuierliche Anstieg der Wetterextreme und die gleichlaufend nahezu stabile Anzahl geophysikalischer Ereignisse (z.B. Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche) lassen sich aus Sicht des Versicherers auf den Einfluss des Klimawandels zurückführen. Demnach sei klimawandelbedingt auch in der Zukunft mit einer Zunahme der Intensität und Häufigkeit von Extremwetterereignissen zu rechnen.
Quellen: Münchner Rück (2013): Schadensbilanz zu Naturkatastrophen in 2013. Präsentation: https://www.munichre.com/site/corporate/get/documents_E2091130995/mr/assetpool.shared/Documents/0_Corporate%20Website/6_Media%20Relations/Press%20Releases/2013/2013_10_21_app_en.pdf, sowie Pressemitteilung vom 21. Okt. 2013 https://www.munichre.com/de/media-relations/publications/press-releases/2013/2013-10-21-press-release/index.html (letzter Zugriff am 25. Aug. 2014).
Der Klimawandel und sein Einfluss auf verschiedene Branchen
“Zwei Dimensionen des Klimawandels. Der Klimawandel hat nicht nur eine natürlich-klimatische, sondern auch eine regulatorisch-marktwirtschaftliche Dimension. Letztere schließt staatliche Maßnahmen ein, die den Klimawandel und seine negativen Auswirkungen bekämpfen sollen. Diese Dimension beeinflusst die meisten Sektoren viel früher als die klimatisch-natürliche.
Energiewirtschaft steht besonders im Fokus der Politik. Erneuerbare Energien zählen zweifelsohne zu den Gewinnern des Klimawandels, da sie in den nächsten Jahren weiterhin von klimapolitisch motivierten Förderprogrammen profitieren. Dagegen werden fossile Energieträger durch staatliche Maßnahmen tendenziell verteuert. Der Erforschung und Entwicklung effizienterer und neuer Energietechnologien kommt künftig eine tragende Rolle zu.
Klimaeffekte in Land- und Forstwirtschaft besonders spürbar. Die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse dürften wegen der höheren Nachfrage nach Bioenergien steigen. Eine Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Energiepflanzen ist abzusehen. In höheren Breiten (z.B. Skandinavien) sind steigende Ernteerträge wahrscheinlich. In Ländern mit zunehmender Wasserknappheit (z.B. Spanien) verschlechtern sich die Bedingungen. Bewässerungslandwirtschaft und Gentechnologie gewinnen an Bedeutung.
Bauwirtschaft kann dauerhaft profitieren. Für die Bauwirtschaft und verwandte Sektoren liegen enorme Potenziale in der energetischen Sanierung von Gebäuden im Bestand. Die Beseitigung von Schäden nach extremen Wetterereignissen kann Sonderkonjunkturen auslösen.
Große Potentiale für Industriebranchen. Viele industrielle Wirtschaftzweige können einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner negativen Folgen leisten. Dazu zählen Maschinenbau (z.B. Klima-, Heizungs- und Lüftungstechnik, Bewässerungstechnologien) und Elektrotechnik (z.B. Energiesteuerungsanlagen, energieeffiziente Haushaltsgeräte). Sie verfügen über enorme Wachstumschancen und zählen daher zu den Gewinnern des Klimawandels. Auch Querschnittsbranchen wie die Chemieindustrie können profitieren. Die boomende Umwelttechnik wird noch mehr als bisher Arbeitsplätze schaffen. Die Autoindustrie steht vor großen Herausforderungen, hat aber die Chance, mit energieeffizienten Fahrzeugen international erfolgreich zu sein.
Nachfrageverschiebung im Dienstleistungssektor. Bei Dienstleistungen kommen auf die Verkehrswirtschaft stärkere staatliche Belastungen zu. Im Tourismussektor ist mit erheblichen regionalen und saisonalen Verschiebungen von Touristenströmen zu rechnen. Für die Finanzwirtschaft wird die Kalkulation von Risiken schwieriger, allerdings eröffnen sich vielfältige neue Geschäftsoptionen (z.B. nachhaltige Investments).
Quelle: Heymann Eric (2007): Klimawandel und Branchen: manche mögen’s heiß! Deutsche Bank Research, Aktuelle Themen 388, 4. Juni 2007.
7. Finanzmärkte, globale Wirtschaftskrisen und politische Systemwandel
Hochfrequenz- Aktienhandel
Der 'Flash Crash' der US-Börse am 6. Mai 2010 ließ den Dow Jones Industrial Average Aktienindex binnen Minuten um 6% fallen. In einer Viertelstunde summierten sich die Kursverluste auf 1 Billion Dollar. Nach 20 Minuten erholten sich die Kurse genauso schnell, wie sie abgeschmiert waren. Als Grund für den Blitzcrash ermittelte die Börsenaufsicht eine einzige schlecht getimte Aktientransaktion mit ungewöhnlich hohem Volumen. Doch viele Börsenexperten gaben die Schuld dem sog. 'Hochfrequenzhandel' ("Flash Trading"), bei dem der Aktienhandel ohne menschliche Beteiligung von Computern abgewickelt wird, die innerhalb von Sekundenbruchteilen winzige Preisdifferenzen nutzen können. Dies betrifft heute etwa zwei Drittel des Wertpapierhandels. Dabei geht es inzwischen um Nanosekunden, während der man sich in gerade in Auftrag gegebene Transaktionen zwischenschalten kann ('front running'), wobei die Geschäfte über private Firmennetzwerke getätigt werden, die sich nur die sehr Reichen leisten können.
Quelle: Lanchster John (2014): Der Super-Click. Wie Hochfrequenzhandel funktioniert. In Le Mode Diplomatique, Beilage zur taz vom Juli 2014.
8. Web 2.0 und das Eigenleben der Geräte (‚Internet of Things‘)
9. Neue Wohlstands-Indikatoren ersetzen das Bruttosozialprodukt
Wie wollen wir wohnen?
10. Trend zur Verstädterung auch in Vorarlberg?
Wandel der Stadtlandschaften
Neue Formen der Rekonzentration und eine neue Art der Regionalisierung des Lebens und Wirtschaftens: Transport wird teurer, Einkommen schrumpfen, mehr alte Leute, spezialisierte Milieus einer wissensbasierten Industrie). Die Infrastruktur muss und teilweise aus ökologischen Gründen umgestellt werden. Weitere Trends
- Weitere Trends: eine gewaltige Baumasse aus den letzten 50 Jahren muss erneuert werden
- Manche Stadtteile müssen aufgrund rückläufiger Bevölkerungszahlen umgenutzt oder rückgebaut werden
- Die Versorgung in der Fläche ist nicht mehr überall gewährleistet - neue Lösungen gesucht
- Wandel in der Landwirtschaft (DL, Tourismus) führt zu Wandel in der Landschaft
- Wasserwirtschaftliche Herausforderungen und Gewässerbau
Quelle: Sieverts, Thomas (2007): Von der unmöglichen Ordnung zu einer möglichen Unordnung im Entwerfen der Stadtlandschaft. In: DISP 169, Heft 2/2007, S. 5-16.
11. Intelligente Haustechnik
12. Gated Communities - wohnen im Ghetto
13. Mikro- Appartements und Single-Haushalte
Open City – veränderliche Wohnstrukturen
„Wohnqualität wird in Zukunft nicht mehr über Größe und Ausstattung definiert, sondern über zusätzliche (Nutzungs-)Optionen und flexible Wohnmöglichkeiten, möglichst innerhalb von Häusern, Wohnanlagen und Quartieren. Die Wohnfläche wird – auch wegen der anhaltend hohen Mietpreise – tendenziell kleiner. Schon heute wird in vielen Single-Haushalten nur mehr selten die Küche benützt. Dafür wird unterwegs der Coffee to go getrunken, und gegessen wird ebenfalls zumeist außerhalb der vier Wände. Soll für Freunde einmal gekocht werden, so kann mancherorts schon eine (Gemeinschafts-)Küche mit allen Raffinessen gemietet werden. Für Familien mit Kindern bieten Spielräume ausreichende Bewegungsmöglichkeiten. Auch im Badezimmer kann Wohnfläche gespart werden: Statt der Badewanne wird der Beauty-Genuss dann im Day-Spa zelebriert. (…)
Kollaborative Räume folgen nicht dem Gedanken der Wohngemeinschaft (WG), sondern passen sich vielmehr an die jeweilige Lebenssituation an. Der private Bereich lässt sich im Idealfall ausweiten oder verkleinern. Mit dem „Modulbaukasten Wohnen“ kann dann nach Wunsch und Bedürfnis der Wohnraum situativ neu zusammengestellt und umgestaltet werden. Wohnen ist kein endgültiger Zustand mit fixer Ausstattung, sondern ein sich stetig wandelnder Prozess.“
Quelle: Wolf Helmut (2013): Collaborative Living – Zukunft des Wohnens, http://www.immobilien-redaktion.at/htm/acoll.htm, letzter Zugriff 6. Juni 2013.
Wie wollen wir einkaufen?
Bedeutungsgewinn der Commons (Sharing, Urban Gardening, Maker, Open Source…)
Von privat zu privat
Die Privatbettenvermietung Airbnb vermittelt via Internet-Plattform private Übernachtungsgelegenheiten (im Gegensatz zum Couchsurfen gegen Geld) - Hotellerie und Gastgewerbe laufen Sturm, ähnlich wie bei 'Uber' (eine App, die private 'Taxi'Fahrten vermittelt oder Kleiderkreisel (Verkauf und Tausch gebrauchter Kleidung) sehen die kommerziellen Anbieter der Leistungen eine Konkurrenz. Es entsteht ein 'Zwittermarkt' zwischen kommerziellem Markt und privatem Tausch, der dezentral über das Internet organisiert wird und kleine, private Initiativen vereint. Im Falle der Privatbettenvermietung werden auch Kommunen aktiv, die ihre Bemühungen um Wohnraum-Schaffung (z.B. durch Verbot von Umwidmungen in Ferienwohnungen) konterkariert sehen bzw. um Steuereinnahmen aus dem Tourismussektor fürchten, und daher einschränkende Verordnungen erlassen.
Quelle: Halser Marlene (2014): Schläfst Du bei mir? taz vom 31. Juli 2014.
Weitere Beispiele für das Teilen:
- Flickr (Fotos)
- Wikipedia (Wissen)
- Couchsurfing (Unterkunft)
- Open Access (wissenschaftliche Forschungsergebnisse)
- File Sharing (Software, Freeware)
- Foodsharing (kein Essen in den Müll, vgl. www.mundraub.org)
Mensch – Maschine Interfaces
Empfängnisverhütung
Ein neuer implantierter Mikrochip gibt bis zu 16 Jahre empfängnisverhütende Hormone an den Organismus ab und kann per Fernsteuerung aktiviert und deaktiviert werden.
Bär Bianca (2014): Verhütung per Knopfdruck. taz vom 25. Juli 2014.
Datenbrille
Mit der Google- Datenbrille erscheinen Informationen aus dem Internet in Echtzeit in unserem Sichtfeld und können Bewegungen und Entscheidungen beeinflussen.
Baumgärtel Tilman (2014): Letztlich doch bloß Vasen. taz vom 28. Juli 2014.
Flugsimulator
Am Simulator wurde bereits hirngesteuertes Fliegen erprobt, bei dem die Probanden Steuerbefehle für ein Flugzeug erzeugten, indem sie an die Bewegung ihrer Hände (rechts, links usw.) dachten und die in den entsprechenden Sphären des Gehirns auftretenden Hirnströme gemessen wurden. Bei Gedanken an anderes wird die Steuerung nicht beeinflusst. Die Lenkung von Hirnströmen kann auch bewusst trainiert werden. Selbst Versuchspersonen ohne fliegerische Vorkenntnisse erzielten gute Ergebnisse.
Quelle: Mit Gedanken ein Flugzeug steuern, dpa Meldung der Technischen Universität München, Schwäbische Zeitung vom 28. Mai 2014.
Knappheit an tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln
Essbare Insekten
Für etwa 2 Mrd. Menschen gehören Insekten zur Ernährung, etwa 1.900 verschiedene Arten werden konsumiert, manche Insekten gelten als Delikatesse (z.B. Mopanewürmer im südlichen Afrika oder Eier der Weberameise in Südostasien). Insekten benötigen ca. 2 kg Futter zum Aufbau von 1 kg Körpermasse, Rinder benötigen dazu 8 kg. Im Gegensatz zur heutigen Fleischerzeugung können Insekten mit organischem Abfall ernährt werden. Ihre Zucht benötigt weniger Fläche, weniger Wasser, und setzt weniger Triebhausgase frei. Proteine und weitere Nährstoffe sind qualitativ hochwertig. Durch die einfache Zucht kann diese Ernährung auch von armen Menschen erzeugt werden.
Quelle: Halloran Afton, Vantomme Paul (2013): Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung, Lebensunterhalt und Umwelt, Food and Agriculture Organization of the United Nations. http://www.fao.org/docrep/018/i3264g/i3264g.pdf letzter Zugriff am 25. Aug. 2014)
Die Fa. Micronutis in Toulouse züchtet in großem Stil Insekten für den französischen Feinschmeckermarkt. 40 Grillen oder 160 Mehlwürmer ersetzen eine Portion Fleisch. Ihre Energiebilanz ist gut: 2 Gramm Futter ergeben 1 Gramm Insekt (beim Rind ergeben 8 Gramm Futter 1 Gramm Rindfleisch). Rechtlich gesehen gelten Insekten in der EU bisher nur in Belgien als Nahrung, dort wurden zehn Insektenarten offiziell als menschliche Nahrung deklariert (u.a. Wanderheuschrecke, Heimchen, Schwarzkäfer und Wachsmotte).
Quelle: Rudolf Balmer (2014): Knusprige Seidenraupen auf Roter Bete. In: taz vom 2. Jan. 2014
Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung
Durch verbesserte Anbaumethoden, Schädlingsbekämpfung, Lebensmittellagerung und durch den direkten Verzehr von Feldfrüchten (anstelle sie zu verfüttern oder in Bioenergie umzuwandeln) könnten heute 850 Mio Menschen zusätzlich ernährt werden.
Quelle: P. C. West, J. S. Gerber, N. D. Mueller, K. A. Brauman, K. M. Carlson, E. S. Cassidy, P. M. Engstrom, M. Johnston, G. K. MacDonald, D. K. Ray, und S. Siebert (2014); Leverage points for improving food security and the environment; Science 345:325-328.
Die ECF Farmsystems GmbH entwickelt Aquaponik-Anlagen zur Kombination von Gemüse- und Fischzucht. Diese verbrauchen bei gleicher Erntemenge bis zu 70% weniger Fläche und 90% weniger Wasser sowie kaum Erntetechnik. Das Abwasser der Fische wird gefiltert, die Rückstände sowie das von den Fischen erzeugte Ammonium dienen als Biodünger für die Pflanzen. Das patentierte Verfahren dazu hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei entwickelt. Das Gemüse liefert mehrere Ernten im Jahr, die Barsche benötigen 9 Monate bis zur Schlachtreife.
Trechow Peter (2014): Der Barsch düngt die Gemüsebeilage, In: VDI-Nachrichten 10. Jan. 2014.
Artificial Food, Functional Food, Health Food
Diagnostic Kitchen
Konsumenten können ihre Ernährungsweise individuell und präzise beobachten. Dazu verhelfen ein verschluckbarer Sensor und eine Monitorwand. Sie zeigen an. was und wieviel man essen soll, um eine im Hinblick auf die Gesundheit optimale Ernährung zu gewährleisten. Die ‚Diagnostic Kitchen‘ ist ein Design-Konzept, für das es noch keine konkrete Anwendung gibt.
Quelle: Philipps (2008): Food. http://www.design.philips.com/about/design/designportfolio/design_futures/food.page, letzter Zugriff am 25. Aug. 2014)
Erbgutbestimmte Ernährung
Der Wechselwirkung zwischen Erbgut und Ernährung widmet sich ein Vortrag von Otto Knes vom Kreuzlinger Institut für Angewandte Biochemie (IABC). Das Unternehmen entwickelt anhand von Blut- und Speichelproben auf den Verbraucher individuell zugeschnittene Mikronährstoffpräparate, die beispielsweise bei auftretenden Lebensmittelallergien- und Unverträglichkeiten zum Einsatz kommen und den Stoffwechsel optimieren, was einen Schritt in Richtung personalisierter Ernährung markiert.
Quelle: Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft, BioLAGO e.V (2012): Die Lebensmittel der Zukunft – was essen wir morgen? Pressemitteilung vom 6. Juni 2012, http://www.ernaehrungswirtschaft.ch/documents/news/2012-06-06_pressemitteilung_die_lebensmittel_der_zukunft_-_was_essen_wir_morgen.pdf, letzter Zugriff am 25. Aug. 2014)
Fleisch aus dem 3D- Drucker
Muskel-, Fett- und Bindegewebszellen werden mit einem 3D- Drucker in dünnen Schichten auf Nährboden aufgetragen, dadurch kann die Struktur von Fleisch imitiert werden. Bio- 3D- Drucker sind in der Medikamentenforschung bereits im Einsatz. Das künstliche Muskelfleisch soll durch mechanische Reize und Stromstösse trainiert werden. An der Entwicklung arbeitet unter anderem die University of Missouri, finanziert durch Peter Thiel, der schon mit seinen Investitionen in Facebook und PayPal eine Milliarden- schwere Rendite erzielte.
Quelle: Trechow Peter (2012): Fleisch. Gedruckt in 3-D. In: taz. Die Tageszeitung, Ausgabe vom 25./26. Aug. 2012, S.3
Der italienische Nudelkonzern Barilla entwickelt zusammen mit einem niederländischen Forschungsinstitut TNO der Technischen Universität Eindhoven einen 3-D-Drucker für Restaurants, mit dem verschiedene Nudelsorten in jeder beliebigen Form vor Ort produziert werden können. Der amerikanische Süßwaren-Konzern Hershey experimentiert mit Schokolade aus dem 3D-Drucker
Quelle: Hershey will künftig Schokolade drucken. In: manager magazin online 17. Januar 2014
Nanotechnologie
Nanotechnologie: Die winzigen Nanopartikel haben im Verhältnis zu ihrem Volumen eine sehr grosse Oberfläche und reagieren deswegen besonders gut. Allerdings sind sie so klein, dass sie auch durch Zellwände schlüpfen und sich in der Zelle anreichern können. Chemische Stoffe nehmen im Nanobereich plötzlich andere Eigenschaften an, die weitgehend unerforscht sind. Trotzdem sind Nanoteilchen bereits weit verbreitet: Sie verbessern die Lichtreflexion von Sonnenmilch, lassen Ketschup schneller fliessen und Gewürzsalz besser rieseln. Sie bilden schmutzabweisende und kratzfeste Oberflächen. Im medizinischen Bereich sind grosse Erwartungen an Nanoteilchen geknüpft. Aktuelle Forschungen beschäftigen sich mit Nanoteilchen, die Herz-Kreislauferkrankungen schon in der Frühphase erkennbar machen, die Medikamente schneller an ihren Wirkungsort bringen oder für ein besseres Knochenwachstum sorgen sollen, oder die Tumorzellen abtöten sollen.
Quelle: Philipp Brandstädter (2013): Der optimierte Mensch. In: taz vom 18-20. Mai 2013.
Wie wollen wir uns fortbewegen?
19. ‚Verschmelzung‘ von ÖV und IV, Leih-Mobilität
Mix zwischen öffentlichem und privatem Verkehr
Eine wahrscheinliche Entwicklung ist die Flexibilisierung der Verkehrsmittel. Während der öffentliche Verkehr immer individueller wird, wird der private Verkehr stärker zentral gelenkt.
Neue Bezahlsysteme (z.B. per Handy) lassen öffentliche Verkehrssysteme flexibler werden, verschiedene Verkehrsmittel lassen sich leichter kombinieren und sogar Mitfahrzentralen und das private Trampen lassen sich neu organisieren – sicherer für alle Beteiligten und mit monatlicher Abbuchung vom Konto. Dafür wird der Individualverkehr stärker gelenkt. Verkehrsleitsysteme, Einparkhilfen und andere elektronische Fahrassistenzsysteme sind Vorläufer auf dem Weg zum selbstfahrenden Auto. Durch die zentrale Steuerung lassen sich Wege und Energieverbrauch optimieren. In London ist die Durchschnittsgeschwindigkeit auf 19 km/h gefallen, vgl. Pferdekutsche (Quelle: Mind the Future) – da werden solche Systeme attraktiv und einen Parkplatz findet man auch leichter (vgl. Google maps : Staukarte aus Handydaten der Autofahrer).
Elektronisch vernetzte Autos, die das Internet selbständig nach Daten abfragen, gibt es schon. Ebenso digitale Assistenzsoftware. Die meisten Oberklassewagen haben prinzipiell fast alle Technik an für ein fahrerloses selbständiges Bewegen im Verkehr an Bord. Mit diesen verschiedenen Attributen können Autos den Alltag ihrer Besitzer organisieren (das Haus vorheizen, notwendige Abfahrtstermine ermitteln usw.) oder anderen Autos vor plötzlich auftretenden Hindernissen und Staus warnen – die Schwarmtechnologie macht es möglich.
Quelle: Heuzeroth Thomas, Fuest Benedikt (2014): Die totale Vernetzung der Dinge. In: Die Welt kompakt, Ausgabe vom 7. Jan. 2014.
Alternativen zum Taxi
In Stockholm lenken Algorithmen ein neues Bussystem aus Kleinbussen, die als Rufbus unabhängig von Fahrplan und festgelegten Routen verkehren. Sie werden per Smartphone bestellt und per Kreditkarte oder Prepaid-Guthaben bezahlt, das Ticket kommt ebenfalls aufs Smartphone. Die Abfahrtzeit ist zwischen 0 und 60 Minuten frei wählbar, auch weitere Optionen (z.B. ‚direkter Weg‘ oder ‚Mitnahme von Kinderwagen‘). Beim Verband der Taxiunternehmen werden Kooperationsmöglichkeiten gesehen Quelle: Wolff Reinhard (2014): Algorithmen lenken intelligenten Bus, taz vom 21 Juli 2014.
20. Private Kleinflugzeuge, Helikopter, motorisierte Paragleiter…
21. Neue Antriebsysteme (solare Mobilität, Sprit aus Algen…)
22. Steigende oder sinkende Gütermobilität -> Welthandel
23. Virtuelle Mobilität – Reisen im Cyberspace – Entmaterialisierung des Reiseerlebnisses
In welcher Landschaft wollen wir leben?
Wie wollen wir lernen und arbeiten?
24. Wandel der Arbeitswelt, Automatisierung, Wissens-basierte Ökonomie
25. Nischenproduktionen dank Internet und Mass Customisation (individualisierbare Produktion)
3 D- Drucker
3 D- Drucker verarbeiten heute schon Kunststoff, Metall, Wachs, Quarzsand, Ton, Holz, Kunstharz und Asche. Als Prototypen wurden bisher zum Beispiel individualisierte Prothesen, Reprints von Kunstwerken, Teile eines Motors für Haushaltsgeräte u.v.m. Quelle: Baumgärtel Tilman (2014): Letztlich doch bloß Vasen. taz vom 28. Juli 2014.
26. Gut leben statt viel haben (gegen den Burnout)
27. Lokale Wirtschaftskreisläufe (Reparaturcafes, Tauschbörsen und Regionalwährungen)
Reparaturcafe
Die amerikanische Firma ifixit hat den ersten Ableger in Deutschland. Sie vertreibt Bauteile und Anleitungen zur Reparatur elektronischer Geräte wie Smartphones, Laptops etc., bei denen das Reparieren eigentlich vom Hersteller nicht vorgesehen ist.
Quelle: Lena Müssigman (2014): Die Angst vor dem Gerät überwinden. In: taz vom 4./5. Jan. 2014.
Wie wollen wir zusammenleben?
28. Zunehmende Einwanderung, kulturelle Vielfalt
29. Web 2.0, semantisches Web und Kommunikationsrevolution
Menschliches Verhalten vorhersehen
Drohnen können theoretisch immer und überall sehen, was Menschen tun und soziale Netzwerke wissen so viel über den einzelnen Menschen, dass man diesen manipulieren kann (siehe Facebook-Versuch, manchen Nutzern mehr positive Meldungen anzuzeigen als anderen, um zu testen, wie diese mit ihren Einträgen/ Postings darauf reagieren). Zusammengenommen kann der Staat so viel über den Einzelnen wissen, dass er Prognosen über dessen zukünftiges Verhalten erstellen kann und darauf aufbauend vorbeugend versuchen kann, Verbrechen zu verhindern. Auch Unternehmen könnten auf der Grundlage solcher Daten Prognosen über Bewerber aufstellen, ob diese für den Job geeignet sein könnten. Dass viele Daten gesammelt werden, ist bekannt. Das Problem sind nicht die Unternehmen, die versuchen, mir mehr Waren zu verkaufen. Dem kann ich mich entziehen. Das Problem ist, dass sich Werte in einer Demokratie wandeln (und auch die Staatsform kann sich wandeln) und dann existieren Daten über dich, die plötzlich anders interpretiert und bewertet werden. Und wenn man versucht, seine Spuren zu verwischen oder im Netz unberechenbar zu werden, fällt man damit erst recht auf. Und die Systeme, die mit den Daten arbeiten, sind so komplex, dass sie niemand mehr durchschauen kann (z.B. lernende Programme, die selbst Programme entwickeln).
Quelle: Gernert Johannes et al. (2014): "Dann lieber Totalüberwachung", Johannes Gernert und Daniel Schulz im Gespräch mit den Schriftstellern Tom Hillenbrand und Marc Elsberg, taz vom 2./3. August 2014.
Vier Methoden, die Zukunft eines einzelnen Menschen zu berechnen:
1) Einkaufsanalyse der Fa. RetailNext: via Smartphone / WLAN und Überwachungskameras mit Gesichtserkennungsfunktion wird dokumentiert, wo ein Kunde weil lange stehen bleibt und mit welchem Gesichtsausdruck er auf bestimmte Waren schaut, mit Kundenkarten wird der tatsächliche Einkauf erfasst. Damit kann die Auswahl und Platzierung des Angebots im Laden verbessert werden, außerdem kann man gezielt Werbung versenden. 2) Google Now für Smartphones und Tablets sucht nach Hinweisen in E-Mails, Webprotokollen, GPS-Standort- und Bewegungsdaten, um zu ermitteln, was der Nutzer vorhat, und ihm entsprechende Informationen zuzusenden (Erinnerung an die Bezahlung von Rechnungen, Restaurant- oder Hotelvorschläge usw.) 3) Das Prognoseinstrument Embers durchsucht mit einem Algorithmus soziale Netzwerke, Zeitungsartikel und andere Quellen (Tweets, Gesundheitswarnungen, meteorologische Daten, Restaurantreservierungen, Belegstatistiken von Krankenhausparkpltzen, etc.), um vor Protesten und Revolutionen zu warnen. Neben dem genauen Datum, Ort und dem Grund für eine mögliche Demonstration ist auch die soziale Gruppe der Demonstrierenden bekannt. In Lateinamerika wurde bei 658 Vorhersagen eine 99prozentige Trefferquote erzielt. 4) Heat List der Polizei in Chicago - eine Liste mit 420 Personen, die in nächster Zit ein gewaltsames Verbrechen begehen könnten (Algorithmus wertet Informationen über vergangene Verbrechen aus, sowie Daten aus deren Umfeld).
Quelle: Ley Julia, Neumann Julia (2014): Vier Arten, wie Ihre Zukunft berechnet wird. In: taz vom 2./3. Aug. 2014.
Smart Power – das Handy als politisches Instrument
In Kenia wurde 2007 ein System ‚Ushahidi‘ programmiert, mit dem Bürger Ausschreitungen nach Wahlen per Handy melden konnten. Bei der Erdbebenkatastrophe in Haiti 2009 wurde das System als Informationsplattform genutzt – über eine einheitliche Notrufnummer, die ein Mobilfunkanbieter zur Verfügung stellte, konnten Meldungen aller Art abgegeben werden: Vermisste und Gerettete, fehlendes Trinkwasser, Probleme in Krankenhäusern usw.; die geografische Position wurde der Meldung automatisch zugeordnet. Mit dieser kostengünstigen Variante und dem Einsatz Ehrenamtlicher als Auswerter und Übersetzer sowie der technologischen Unterstützung der US Marines wurden die Einsätze der Hilfsorganisationen koordiniert und mit GPS-Koordinaten versehen. Die Zusammenarbeit zwischen einem kenianischen Programmierer, verschiedenen NGOs, dem Militär und einem Privatunternehmen funktionierte. Das Projekt ‚Commotion‘ ist eine unabhängige Plattform, die durch das Zusammenschalten von Handys und Laptops per WiFi geschaffen wird und aufgrund ihrer Anonymität geeignet ist, Zensurmaßnahmen zu umgehen. Es wird in Afghanistan eingesetzt, und ist geeignet, die Zivilgesellschaft zu fördern. Dort wird auch das Programm ‚Digitale Seidenstraße‘ eingesetzt, mit dem Fotos, Informationen und GPS-Koordinaten an eine Datenbank gesendet werden können, um nach Jahrzehnten bewaffneter Konflikte ein virtuelles Grundbuch zur Lösung von Landkonflikten aufzubauen.
In Kenia dient das Handy auch als Bankkonto und Geldbeutel; in einem dichten Netz von Agenten (Callboxen und kleinen Läden), die für eine kleine Gebühr als Aufpasser und Überbringer fungieren, werden Transaktionen per SMS vorgenommen – der Empfänger kann bei seinem Agent das Geld entgegennehmen. Auch Software zum Kampf gegen AIDS, Malaria, Tuberkulose usw. wird eingesetzt – in diesem Aufgabenbereich ist die Melinda & Bill Gates- Stiftung sehr aktiv.
Eine weitere Maßnahme einer ‚Smart Power‘ ist die Überwachung von Wahlen und Wahlkämpfen, wobei SMS-Botschaften der Bevölkerung die Tätigkeit der Wahlbeobachter ergänzen. Andere Anwendungen kartographieren so Fälle sexueller Belästigung und häuslicher Gewalt in Ägypten wie im Sudan, Äthiopien, Tansania, Liberia und der Elfenbeinküste. Ebenfalls in Afghanistan wird das Gehalt der Polizisten über ein Mobilfunksystem überwiesen, um der Korruption vorzubeugen.
Bei vielen Projekten geht es um ‚accountability‘, das Sichtbarmachen von Geschehenem, um Verantwortung zuweisen zu können. Dank seiner verschiedenen Funktionen – von der Kamera bis zu SMS – eignet sich das handy sehr gut als ‚Meldewerkzeug. In diese Bemühungen sind große Konzerne (google, Microsoft) bzw. deren Stiftungen eingebunden, die Philanthropie mit lohnenden Investitionen verbinden. Oft gibt es auch ein Miteinander von NGO und Privatwirtschaft.
Quelle: Laurence Allard (2012): Smart Power. In: Le Monde Diplomatique, Beilage in der taz vom Mai 2012, pp. 1 und 14)
FaktenCheck per Computer
Die Software Truth Teller transkribiert gesprochene Rede in Text. Mit einem Fuzzy-String Algorithmus werden im Text überprüfbare Tatsachenbehauptungen gesucht (Problem: Paraphrasen und negative Konnotationen) und mithilfe einer Datenbank ausgewertet. Damit kann in Echtzeit festgestellt werden, ob eine Behauptung stimmt. Das System befindet sich in der Erprobungsphase.
Quelle: Hofmann Niklas (2013): Ausgerechnet: Die Fakten In: Süddeutsche Zeitung vom 14. Feb. 2013, S.11.
30. Pflegenotstand, Pflegeroboter und ‚mechanische Diener‘
Zukunftsvorausschau - eine schwierige Aufgabe
Während uns die Vergangenheit als lineare Abfolge von Ereignissen erscheint, sind für die Zukunft noch zahlreiche mögliche Entwicklungen offen. Deshalb wird die Zukunft meist als ‚Trichter’ dargestellt – je weiter voraus der Blick schweift, desto größer wird das Spektrum der Möglichkeiten. Trotzdem haben sich die Walgauer an zwei Veranstaltungen mit dem Blick in die Zukunft beschäftigt und überlegt, welche (positiven und negativen) Entwicklungen wohl auf die Region zukommen werden. Wir haben die Ergebnisse der Diskussionen auf dem Zukunftsforum hier ungefähr chronologisch aufgeführt. Wir beginnen dabei mit der Vergangenheit (50 Jahre zurück) und enden mit der Zukunft in 50 Jahren.
Zeitpfeil-Ergebnisse vom Zukunftsforum "Bevölkerungsentwicklung"
Auswertung der Teilnehmerbefragung des Zukunftsforums "Bevölkerungsentwicklung"
Ergebnisse vom Zukunftsforum "Landschaftsveränderung"
Auswertung der Teilnehmerbefragung des Zukunftsforums "Landschaftsveränderung"
Das REK (Regionale Entwicklungskonzept) im Walgau
Auch das Regionale Entwicklungskonzept muss ein Stück weit in die Zukunft blicken, damit es als Orientierung taugt. Wenn man sich nämlich immer nur das nächstgelegene Ziel heraussucht und anpackt, muss man sich nicht wundern, wenn man dabei einen ziemlichen Zickzack - Kurs steuert. Wir haben hier die Themen aufgelistet, die die Walgau - Bürgermeister als wichtig für die Entwicklung der Region erkannt haben. Zu jedem dieser Themen wurden verschiedene Anliegen und Bedürfnisse formuliert:
- Zusammenarbeit im Walgau stärken
- Die Region bleibt in allen Teilen lebenswert
- Die Region findet ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Flächennutzungen
- Die Potentiale der Landschaft in Wert setzen
- Die Region fördert den Tourismus
- Die Region stellt sich die Energiefrage
- Ein Verkehrskonzept für den gesamten Walgau
- Klein- und Mittelbetriebe werden gestärkt und ergänzen die gute Wirtschaftsstruktur
- Kultur und Geschichte halten den Walgau zusammen
Weitere Zukunftsthemen
Noch ein Thema, das hier erwähnt werden sollte? Oder etwas das diskutiert werden sollte? -> geh bitte zur Diskussionsseite (siehe oben)