Zukunft Im Walgau - das zweite Walgaubuch

Das erste Walgaubuch (Im Walgau: Gemeinden gemeinsam) wollte neugierig auf die Region machen: es hat die wichtigen Themen umrissen, Projekte beschrieben und den Gründungsprozess der Regio dargestellt. Das zweite Walgaubuch soll nun unsere Ziele und Visionen zeigen. Die ‚gewünschte Entwicklung‘ des Walgaus wird anschaulich in Form von Geschichten beschrieben. Die regionalen Leitsätze und Ziele werden mit Beispielen unterlegt. Das Buch soll auf die Zukunft neugierig machen und dazu beitragen, dass sich der Blick auf die Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten richtet. Es stellt den Walgau als moderne Region auf dem Weg in die Zukunft dar.

Die Walgauerinnen und Walgauer arbeiten am Buch mit.

  • Im Jahr 2013 haben 6 öffentliche Veranstaltungen zum Thema 'Zukunft Im Walgau' stattgefunden.

[Seite ‚Diskussion‘]

  • Das Räumliche Entwicklungskonzept Walgau hat Grundsätze und Ziele für die Raumentwicklung formuliert - zahlreiche Walgauer und WalgauerInnen haben an den öffentlichen Veranstaltungen mitdiskutiert.

[‚Räumliche Entwicklung‘]

  • 2014 und 2015 entwickeln wir gemeinsam Szenarien, wie das Leben in 50 Jahren im Walgau aussieht.


Die Menschen haben grosse Schwierigkeiten, in die Zukunft zu schauen und sich vorzustellen, was auf sie zukommen könnte. In der Regel greifen sie auf ihre Erfahrungen zurück und sehen die Zukunft als Fortsetzung der Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte, wie sie sie erlebt haben. Schaut man jedoch zurück, so sieht man schnell, dass sich die Zukunft in der Regel ganz anders und sehr unvorhersehbar entwickelt. Kaum jemand hätte 1988 gedacht, dass in Kürze die Sowjetunion zusammenbricht, eine europäische Währung entwickelt wird und Handy und Internet unsere Kommunikation revolutionieren. Deswegen werden im Folgenden einige Hinweise gegeben.

Als Grundlage für die Szenarien dient eine Recherche zu möglichen Einflussfaktoren, die die künftige Entwicklung des Walgaus mitbestimmen können. Sie sind weder vollständig noch allgemeingültig. Es handelt sich um Informationen aus Tageszeitungen, Internetauftritten und wissenschaftlichen Artikeln. Es ist ein Potpourri von Informationen und (teils erstaunlichen) Meldungen, die sich dazu eignen, uns 'denkerisch aus dem Gleichgewicht zu bringen'. Sie sind wissenschaftlich fundiert (soweit das bei Prognosen möglich ist), die Informationsquellen sind benannt und werden zitiert. Und alle diese Trends und Ereignisse sind geeignet, die zukünftige Entwicklung des Walgaus zu beeinflussen.


Recherche 'Einflussfaktoren auf die Zukunft des Walgaus'

Generelle Einflussfaktoren

1. Starke Zunahme der Weltbevölkerung


2. Manche Rohstoffe sind schwieriger verfügbar


Die Endlichkeit von Rohstoffen (und gewissen Formen der Energie) auf unserem Planeten ist eine Tatsache. Wie lange bestimmte Rohstoffe reichen werden, hängt ab von der Verbrauchs- und Recyclingrate, von der technologischen Entwicklung und auch vom Auffinden neuer Lagerstätten. Auch bei ‚Allerwelts- Rohstoffen‘ wie Helium oder Phosphor sind Grenzen der Weltvorräte erkennbar, wobei diese Grenzen oft nicht in der vorhandenen Menge liegen, sondern in ihrer Verfügbarkeit (teure Förderung, Koppelung an andere Rohstoffe, politisch instabile Regionen, Handelsbeschränkungen, etc.). Auch wenn diese Vorräte nicht ausgehen, kann es zu enormen Preissteigerungen kommen.


Seltene Erden

Probleme wird es mit seltenen Erden geben (sog. ‚Gewürzmetalle‘, weil sie in vielen neuen Technologien nur in winzigen Spuren verwendet werden und kaum wieder recycelbar sind, aber durch die Massenproduktion trotzdem in größeren Mengen gebraucht werden):

Indium, wird als Nebenprodukt von Zinn und Blei gewonnen, – geschätzter Gesamtvorrat > 6.000 t, derzeitige Prognose: reicht noch für ca. 15 Jahre, Preissteigerung in 3 Jahren (2002-2005) von 60 auf 900 Dollar, wichtiger Rohstoff für Flüssigkristalldisplays (Flachbildschirme, Touchscreens) sowie neu entwickelte Solarzellen.

Gallium, auch ziemlich selten, erlebt in der jüngsten Vergangenheit einen Boom aufgrund der Leuchtsstoff- Technologien, denn es wird zur Herstellung von Leuchtdioden gebraucht. Nach Schätzung der Europäischen Union wird 2030 bereits weltweit viermal so viel Gallium benötigt als heutzutage produziert wird. 75 Prozent der Weltproduktion wird von China kontrolliert.

Germanium: Wird für optische Bauteile verwendet, die Nachfrage hat sich durch technische Innovationen (z.B. Glasfaseroptik) stark erhöht. Die Produktion ist an die Förderung von Zinkerz gekoppelt und kann deshalb nicht beliebig gesteigert werden. Nach Schätzung der Europäischen Union wird bereits 2030 doppelt so viel Germanium benötigt als heutzutage produziert wird.

Quellen: Angerer Gerhard, Marscheider-Weidemann Frank, Lüllmann Arne, Erdmann Lorenz, Scharp Michael, Handke Volker, Marwede Max (2009): Rohstoffe für Zukunftstechnologien. Einfluss des branchenspezifischen Rohstoffbedarfs in rohstoffintensiven Zukunftstechnologien auf die zukünftige Rohstoffnachfrage. Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI und Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung IZT gGmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, Schlussbericht, http://isi.fraunhofer.de/isi-wAssets/docs/n/de/publikationen/Schlussbericht_lang_20090515_final.pdf, download am 15. Aug. 2014.

Reller, Armin (2007): Stoffgeschichten – ‚Gewürzmetalle‘ in High-Tech-Produkten. Wissenschaftszentrum Umwelt, Univ. Augsburg, http://www.wzu.uni-augsburg.de/download/Stoffgeschichten_Vortrag.pdf, download am 15. Aug. 2014.

Fischer Lars (2011): Die Rohstoffkrisen der Zukunft. In: Spektrum der Wissenschaft am 29. 03. 2011, http://www.spektrum.de/news/die-rohstoffkrisen-der-zukunft/1067430, download am 15. Aug. 2014.

Siemens AG (2008): Pictures of the Future Zukunft der Rohstoffe. Herbst 2008, http://www.siemens.com/innovation/pool/de/Publikationen/Zeitschriften_pof/pof_herbst2008/rohstoffe/boden/pof208_rohstoffe_bodenschaetze_pdf.pdf, download am 15. Aug. 2014.


Weitere Rohstoff- Probleme:

Zink: kann nur zu einem kleinen Teil recycelt werden, weil ein großer Teil durch Verzinkung und ähnliche Verfahren verloren geht. Große technische Bedeutung für den Korrosionsschutz, dazu Speziallegierungen und Batterie- Herstellung. „Nach Berechnungen von Kohmei Halada vom Japanischen Nationalen Institut für Materialwissenschaften wird der Zinkverbrauch bis 2050 die wirtschaftlich zu gewinnenden Reserven um das Dreieinhalbfache und die theoretische Reserve um fast das Doppelte überschreiten.“

Quelle: Fischer Lars (2011): Die Rohstoffkrisen der Zukunft. In: Spektrum der Wissenschaft am 29. 03. 2011, http://www.spektrum.de/news/die-rohstoffkrisen-der-zukunft/1067430, download am 15. Aug. 2014.


Die Eroberung des Weltraums

Das amerikanische Space Shuttle Programm wird inzwischen durch zwei private Unternehmen ersetzt, die die Raumstation ISS versorgen. Eines davon – Space x – gehört dem PayPal Gründer Elon Musk. Fünf weitere Privatunternehmen sind im suborbitalen Raum im Einsatz, darunter eines des Amazon- Gründer Jeff Bezos. Auch der Google- Mitbegründer Sergey Brin ist an einem Unternehmen beteiligt.

Im suborbitalen Raum (bis 100 km Höhe, noch keine Erdumlaufbahn) sind touristische Flüge und aufgrund der mangelnden Reibung schnelle Ferntransporte sowie aufgrund verringerter Schwerkraft naturwissenschaftliche Experimente möglich. In der ersten Umlaufbahn (100 – 2.000 km Höhe) kreisen Satelliten, aber auch kommerzielle Raumstationen sind geplant, die als Treibstofflager und Fabriken dienen können. In der zweiten Umlaufbahn kreisen die GPS-, Fernseh- und Tele-kommunikationssatelliten in 20.000 -35.000 km Höhe auf geostationär festen Punkten. Hier sind auch Solarfabriken geplant, die die Energie in Form konzentrierter Mikrowellen zur Erde schicken. Neben umherfliegenden Schrottteilen besteht künftig auch die Gefahr der Auseinandersetzung zwischen bewaffneten Satelliten. China und die USA führten 2007 und 2008 bereits Anti- Satelliten- Tests durch. Die eigentliche Erschließung des Weltalls beginnt am Lagrange- Punkt, an dem sich die Anziehungskräfte von Erde und Mond gegenseitig aufheben. Zwischen der zweiten Umlaufbahn und dem Lagrange- Punkt lassen sich Verbindungen mit relativ geringem Energieaufwand herstellen und die Region ist frei von Weltraumschrott. Hier befindet sich der ideale Stützpunkt für Flüge zu entfernteren Zielen, erste private Mars- Expeditionen sind für 2025 angekündigt. Aber auch der Mond selbst ist von Interesse, denn neben großen Mengen an Titan und Platin enthält er das seltene Isotop Helium 3, das von manchen als Energiequelle der Zukunft angesehen wird.

Quelle: Philippe Rivière (2012): Einmal Mond und zurück. In: Le Monde Diplomatique, Beilage zur taz, Okt. 2012, pp. 12-13.


Tiefsee - Mining

Tauchroboter (Autonomous Underwater Vehicles AUVs) verbilligen die Nutzung von Rohstoffen auf dem Meeresgrund (Mangan, Zink, Kupfer, Gold, Silber Erdöl, Erdgas) und ermöglichen sogar die Entwicklung von unterseeischen Fabriken

Quelle: Grüling Birk (2014): Unbemannt ins Unbekannte. taz vom 25. Juli 2014


3. Energie, Peak Oil, post-fossile Ökonomie


Effizientere Stromleitung

Neue supraleitende Erdkabel, einfach herzustellen aus billigen, häufig vorkommenden Rohstoffen (Magnesium, Bor) sollen im Bau etwa 10% billiger als herkömmlich Hochspannungs-Gleichstrom- Übertragungsleitungen sein, nur etwa ein Zehntel der Standard-Kabelverluste beim Stromtransport haben und sie würden viel weniger Landschaftsverbrauch benötigen. Alle 100 - 300 Kilometer würde eine Kühlstation benötigt. Die Technik geht derzeit von der Experimentalphase in die Pilotphase über.

Quelle: Eidemüller Dirk (2014): Eisgekühlter Strom. Schwäbische Zeitung vom 21. Juli 2014.


Strom aus Wellen

Vor den schottischen Orkney-Inseln werden drei Arten von Wellenkraftwerken getestet. Das Problem bei diesen Techniken ist, dass bei einem Sturm etwa 1000mal so viel Energie im Wassersteckt als an einem Durchschnittstag und die Technik diese Differenzen bewältigen können muss. Es wird an sehr unterschiedlichen Ansätzen geforscht, aber im Vergleich zur Windkraft steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen

Quelle: Janzing Bernward (2014) Kraftwerke in tosender See. taz vom 21/22. Juni 2014.


4. Bodenknappheit und die Industrialisierung der Ernährung


Unsere Verantwortung

Zitat der österreichischen Starköchin Sarah Wiener: „Wir schwimmen als Fettaugen auf der Suppe, wenn ich die ungerechte weltweite Verteilung von Lebensmitteln betrachte. Warum darf ich Sojafutter aus Brasilien importieren, dessen fruchtbare Böden beanspruchen, Regenwaldabholzung vorantreiben und damit einem armen Land Ressourcen abringen, die ich hier in meinem Land nicht zu erbringen gewillt bin?“

Quelle: taz vom 6./7. April 2013, S. 16.


5. BRICS- Staaten schaffen neue supra-nationale Institutionen


6. Die Folgen des Klimawandels


7. Finanzmärkte, globale Wirtschaftskrisen und politische Systemwandel


Hochfrequenz- Aktienhandel

Der 'Flash Crash' der US-Börse am 6. Mai 2010 ließ den Dow Jones Industrial Average Aktienindex binnen Minuten um 6% fallen. In einer Viertelstunde summierten sich die Kursverluste auf 1 Billion Dollar. Nach 20 Minuten erholten sich die Kurse genauso schnell, wie sie abgeschmiert waren. Als Grund für den Blitzcrash ermittelte die Börsenaufsicht eine einzige schlecht getimte Aktientransaktion mit ungewöhnlich hohem Volumen. Doch viele Börsenexperten gaben die Schuld dem sog. 'Hochfrequenzhandel' ("Flash Trading"), bei dem der Aktienhandel ohne menschliche Beteiligung von Computern abgewickelt wird, die innerhalb von Sekundenbruchteilen winzige Preisdifferenzen nutzen können. Dies betrifft heute etwa zwei Drittel des Wertpapierhandels. Dabei geht es inzwischen um Nanosekunden, während der man sich in gerade in Auftrag gegebene Transaktionen zwischenschalten kann ('front running'), wobei die Geschäfte über private Firmennetzwerke getätigt werden, die sich nur die sehr Reichen leisten können.

Quelle: Lanchster John (2014): Der Super-Click. Wie Hochfrequenzhandel funktioniert. In Le Mode Diplomatique, Beilage zur taz vom Juli 2014.


8. Web 2.0 und das Eigenleben der Geräte (‚Internet of Things‘)


9. Neue Wohlstands-Indikatoren ersetzen das Bruttosozialprodukt

Wie wollen wir wohnen?

10. Trend zur Verstädterung auch in Vorarlberg?

Wandel der Stadtlandschaften

Neue Formen der Rekonzentration und eine neue Art der Regionalisierung des Lebens und Wirtschaftens: Transport wird teurer, Einkommen schrumpfen, mehr alte Leute, spezialisierte Milieus einer wissensbasierten Industrie). Die Infrastruktur muss und teilweise aus ökologischen Gründen umgestellt werden. Weitere Trends

  • Weitere Trends: eine gewaltige Baumasse aus den letzten 50 Jahren muss erneuert werden
  • Manche Stadtteile müssen aufgrund rückläufiger Bevölkerungszahlen umgenutzt oder rückgebaut werden
  • Die Versorgung in der Fläche ist nicht mehr überall gewährleistet - neue Lösungen gesucht
  • Wandel in der Landwirtschaft (DL, Tourismus) führt zu Wandel in der Landschaft
  • Wasserwirtschaftliche Herausforderungen und Gewässerbau

Quelle: Sieverts, Thomas (2007): Von der unmöglichen Ordnung zu einer möglichen Unordnung im Entwerfen der Stadtlandschaft. In: DISP 169, Heft 2/2007, S. 5-16.


11. Intelligente Haustechnik

12. Gated Communities - wohnen im Ghetto

13. Mikro- Appartements und Single-Haushalte

Wie wollen wir einkaufen?

14. Bedeutungsgewinn der Commons (Sharing, Urban Gardening, Maker, Open Source…)

15. Mensch – Maschine Interfaces

16. Knappheit an tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln

17. Artificial Food, Functional Food, Health Food

18. Fleisch aus dem 3D- Drucker

Wie wollen wir uns fortbewegen?

19. ‚Verschmelzung‘ von ÖV und IV, Leih-Mobilität

20. Private Kleinflugzeuge, Helikopter, motorisierte Paragleiter…

21. Neue Antriebsysteme (solare Mobilität, Sprit aus Algen…)

22. Steigende oder sinkende Gütermobilität -> Welthandel

23. Virtuelle Mobilität – Reisen im Cyberspace – Entmaterialisierung des Reiseerlebnisses


In welcher Landschaft wollen wir leben?

Wie wollen wir lernen und arbeiten?

24. Wandel der Arbeitswelt, Automatisierung, Wissens-basierte Ökonomie

25. Nischenproduktionen dank Internet und Mass Customisation (individualisierbare Produktion)

26. Gut leben statt viel haben (gegen den Burnout)

27. Lokale Wirtschaftskreisläufe (Reparaturcafes, Tauschbörsen und Regionalwährungen)


Wie wollen wir zusammenleben?

28. Zunehmende Einwanderung, kulturelle Vielfalt

29. Web 2.0, semantisches Web und Kommunikationsrevolution

30. Pflegenotstand, Pflegeroboter und ‚mechanische Diener‘