Dompfarrkirche Hl. Nikolaus

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"De ecclesia sancti Petri ad Campos id est Feldchiricha, beneficium ..." und "Beneficium Nordolchi, ad Feldchirichun. Curtis dominica habet ..." [1] So steht es im rätischen Güterverzeichnis, dem Reichsurbarium von 842. Damit wird schon recht früh eine Kirche in Feldkirch-Altenstadt ausgewiesen, die dann zur späteren, südlich davon gelegenen Stadtsiedlung wird. Onomastisch (namenkundlich) betrachtet, wird der Name "Feldkirch" wohl von der "Alten Stadt" in die "Neue Stadt" mitgewandert sein. [2] Die genannte "ecclesia sancti Petri ad Campos" - die Kirche im Felde - ist mit einiger Sicherheit am Standort der heutigen Lourdeskapelle (Petronillakapelle) zu suchen.

Am Platze der heutigen Domkirche befand sich jedenfalls ein Vorgängerbau, welcher 1460 einem Brand zum Opfer fiel. Gebrannt hatte es zwar 1348 und ebenso auch 1396, doch ist unklar, zu welchem Zeitpunkt das frühere Gotteshaus - der Vorgängerbau - an diesem Platz errichtet wurde. Ziemlich sicher ist, dass die im rätischen Güterverzeichnis genannte Ecclesia nicht innerhalb der heutigen Altstadt, sondern außerhalb der Stadtmauer stand. Diese "ecclesia prima" zu Feldkiricha war wohl eine Filiale der älteren Pfarre zu den hll. Martin und Petronilla in Altenstadt, als die künftige Stadt Feldkirch noch Kaplanei war. Feldkirch wurde wahrscheinlich erst nach der Stadtgründung im Jahre 1218 eine selbstständige Pfarre. Nach den ältesten Nachrichten [3] über einen Kirchenbau hat bereits 1287 die Weihe einer Kirche stattgefunden, obwohl ein solches Bauwerk erst zehn Jahre später vollendet wurde. Jedenfalls war das Churer Domkapitel bereits 1286 im Besitz des Patronatsrechtes der Feldkircher Pfarre.

In Stil und Aussehen war dieses erste und somit älteste Feldkircher Gotteshaus ein romanischer Steinbau ohne besondere Gliederung und einer flachen Holzdecke; die Feuersbrunst von 1460 jedenfalls beschädigte diese Kirche derart, dass ein Neubau unumgänglich wurde. Offensichtlich wurden beim Neubau Fundamentteile beim Langschiff sowie ein Teil des Turmes in das neue Bauwerk einbezogen; ein archäologischer Nachweis wurde jedoch nicht erbracht. Planer und Baumeister der Kirche von 1478 ist Hannß Sturn; seine wiedergefundene "Zuständigkeit" wurde bei der Restaurierung 1959/63 am Langhausgewölbe im 2. südlichen Joch gefunden. Sie lautet "MCCCC LXX VIII. Hannß Sturn Maister dis Buwes".

Das langgestreckte zweischiffige Langhaus unter Satteldach mit fünf Jochen und einem schmalen Vorjoch hat an der Nordostseite ein niedrigeres Neben- oder Seitenschiff mit zwei höheren Anbauten; die Südwand hat drei Spitzbogenfenster und zwei Rosetten (alle Maßwerk) über den Portalvorbauten. Der eingezogene Chor hat beiderseits eingeschossige Anbauten, mit der Chorscheitelwand fluchtend mit je drei Spitzbogenfenstern an der Scheitelwand sowie an der Südwand. Marienkapelle und Taufkapelle stehen unter Pultdächern mit Spitzbogenfenstern; die Giebelfassade - ohne Eingang - hat Kreis- und Rundbogenfenster. An der Südseite sind zwei Portale in Spitzbogennischen und Tympanonfeld. Der 66 m (200 Fuß) hohe ungegliederte Nordturm mit fünf Stockwerken und der Glockenstube mit je drei Spitzbogenschallöffnungen hat eine Spitzbogentüre an der Nordwand und trägt einen vierseitigen Giebelspitzhelm.

Das hohe zweischiffige Langhaus mit Netzrippengewölbe steht ohne Kapitelle auf sechseckigen Sockeln mit einer großen gekehlten Spitzbogenarkade; der eingezogene dreischiffige Chor hat Netzrippengewölbe. Die ursprünglich durch drei Rundbogenarkaden zum Mittelschiff hin geöffneten Chorseitenschiffe haben ein durchgehendes Netzrippengewölbe. Die dreiachsige zweijochige Empore mit Netzrippengewölbe steht auf Säulen mit vorgelagerten Pfeilern. Sie trägt auf der linken Seite die Zahl 1484; der mittlere Teil der Empore ist eine Neuschöpfung.

Die kreuzrippengewölbte Marienkapelle ist vom Seitenschiff durch einen breiten Gurtbogen getrennt; das Seitenschiff ist vierjochig mit Kreuzrippengewölbe; die anschließende Taufkapelle hat Stichkappengewölbe. Die Glasgemälde in beiden Kapellen sind von Martin Häusle pinxit 1960/61 bzw. pinxit 1959. Der Altar der Marienkapelle zeigt neugotischen Aufbau bez. Fidelis Rudhart 1905; die Steingußfigur "Maria mit Kind" ist um 1430, die Apostelfiguren Petrus & Paulus sind Hans Thomann 1515. Das vor dem linken Seitenaltar steingehauene Astkonsolenpodest ist Anfang 16. Jhdt.

Der Hochaltar mit Tabernakelaufbau in vergoldetem Messing ist von Josef Götz aus Regensburg 1872, der Zelebrationsaltar von Herbert Albrecht 2006. Der linke Seitenaltar (Josefsaltar) mit neugotischem Aufbau und Figur hl. Josef ist von Josef Bertsch 1878; die Figuren Stephanus und Antonius Eremit sind um 1470. Im Auszug sind ein Christophorus (1470) sowie die hll. Ottilia und Jodok (2. Hälfte 15. Jhdt.). Der rechte Seitenaltar ist der sog. Annenaltar von Wolf Huber datiert 1521; die Auszugsfigur in der Mitte - hl. Anna selbdritt - datiert 1494, die Schreinfiguren Johannes Täufer und Johannes Evangelist datieren 1521. Das zum Annenaltar gehörende Predellarelief "Schweißtuch Christi von zwei schwebenden Engeln gehalten" (1521) wurde wieder auf den Wolf-Huber-Altar (Annenaltar) zurück versetzt. Die im DEHIO [4] angeführten Daten sind zT nicht mehr zutreffend. [5]

Die Kanzel auf steingehauenem Fuß war früher ein Sakramentshaus, bez. 1520, der sechseckige Korb mit hölzernem Schalldeckel und Aufsatz aus Schmiedeeisen trägt zehn gefasste Holzfiguren, welche die Manna-lese darstellen. Über dem Turmeingang steht auf einer Sandsteinkonsole die Silberbüste des hl. Nikolaus (18. Jhdt.). Kruzifixus und Figuren im Chor sind 1520 bzw. Mitte 16. Jhdt. Die Tumbaplatte im Chor für Graf Hugo I. von Montfort ist um 1320; weitere Epitaphe für Bischöfe sind in der Marienkapelle angebracht. Das "Domgeläute" hat Glocken 14. Jhdt., von Michael Hafner 1560 und von Georg Hauser von 1593 und 1595.

Das Langschiff von 1478 einschließlich des 1519/1620 erstellten dreischiffigen Choranbaues hat sich trotz der Stadtbrände von 1603 und 1697 außen weitestgehend unverändert erhalten. Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten mehrfach größere Restaurierungen; von Bedeutung sind die Innen- und Außenrestaurierung von 1822 sowie die noch umfangreichere von 1872-1878. Das 20. Jahrhundert meldet bedeutende Restaurierungsarbeiten in der Zeit 1959/60 bis 1963 sowie 2005/2006. [6]

  1. Bündner Urkundenbuch, I. Band 390 - 1199, Chur 1955, Seite 376/377
  2. Andreas Ulmer / Manfred A. Getzner: Die Geschichte der Dompfarre St. Nikolaus Feldkirch, Feldkirch 1999, Seite 32
  3. Andreas Ulmer / Manfred A. Getzner: Die Geschichte der Dompfarre St. Nikolaus Feldkirch, Feldkirch 1999, Seite 90/92
  4. DEHIO VORARLBERG, Wien 1983, Seite 76
  5. siehe Rudl Bischof/Manfred A.Getzner in: Huber, Kurt: Kirchen in Vorarlberg, Lustenau 2008, Seite 102
  6. Andreas Ulmer / Manfred A. Getzner: Die Geschichte der Dompfarre St. Nikolaus Feldkirch, Feldkirch 1999, Seite 259-261