Dossier: Einladung: Zukunft Im Walgau: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 301: Zeile 301:


===Wie wollen wir zusammenleben?===
===Wie wollen wir zusammenleben?===


'''28. Zunehmende Einwanderung, kulturelle Vielfalt'''
'''28. Zunehmende Einwanderung, kulturelle Vielfalt'''


'''29. Web 2.0, semantisches Web und Kommunikationsrevolution'''
'''29. Web 2.0, semantisches Web und Kommunikationsrevolution'''
''Menschliches Verhalten vorhersehen''
Drohnen können theoretisch immer und überall sehen, was Menschen tun und soziale Netzwerke wissen so viel über den einzelnen Menschen, dass man diesen manipulieren kann (siehe Facebook-Versuch, manchen Nutzern mehr positive Meldungen anzuzeigen als anderen, um zu testen, wie diese mit ihren Einträgen/ Postings darauf reagieren). Zusammengenommen kann der Staat so viel über den Einzelnen wissen, dass er Prognosen über dessen zukünftiges Verhalten erstellen kann und darauf aufbauend vorbeugend versuchen kann, Verbrechen zu verhindern. Auch Unternehmen könnten auf der Grundlage solcher Daten Prognosen über Bewerber aufstellen, ob diese für den Job geeignet sein könnten. Dass viele Daten gesammelt werden, ist bekannt. Das Problem sind nicht die Unternehmen, die versuchen, mir mehr Waren zu verkaufen. Dem kann ich mich entziehen. Das Problem ist, dass sich Werte in einer Demokratie wandeln (und auch die Staatsform kann sich wandeln) und dann existieren Daten über dich, die plötzlich anders interpretiert und bewertet werden. Und wenn man versucht, seine Spuren zu verwischen oder im Netz unberechenbar zu werden, fällt man damit erst recht auf. Und die Systeme, die mit den Daten arbeiten, sind so komplex, dass sie niemand mehr durchschauen kann (z.B. lernende Programme, die selbst Programme entwickeln).
Quelle: Gernert Johannes et al. (2014): "Dann lieber Totalüberwachung", Johannes Gernert und Daniel Schulz im Gespräch mit den Schriftstellern Tom Hillenbrand und Marc Elsberg, taz vom 2./3. August 2014.
''Vier Methoden, die Zukunft eines einzelnen Menschen zu berechnen:''
1) Einkaufsanalyse der Fa. RetailNext: via Smartphone / WLAN und Überwachungskameras mit Gesichtserkennungsfunktion wird dokumentiert, wo ein Kunde weil lange stehen bleibt und mit welchem Gesichtsausdruck er auf bestimmte Waren schaut, mit Kundenkarten wird der tatsächliche Einkauf erfasst. Damit kann die Auswahl und Platzierung des Angebots im Laden verbessert werden, außerdem kann man gezielt Werbung versenden.
2) Google Now für Smartphones und Tablets sucht nach Hinweisen in E-Mails, Webprotokollen, GPS-Standort- und Bewegungsdaten, um zu ermitteln, was der Nutzer vorhat, und ihm entsprechende Informationen zuzusenden (Erinnerung an die Bezahlung von Rechnungen, Restaurant- oder Hotelvorschläge usw.)
3) Das Prognoseinstrument Embers durchsucht mit einem Algorithmus soziale Netzwerke, Zeitungsartikel und andere Quellen (Tweets, Gesundheitswarnungen, meteorologische Daten, Restaurantreservierungen, Belegstatistiken von Krankenhausparkpltzen, etc.), um vor Protesten und Revolutionen zu warnen. Neben dem genauen Datum, Ort und dem Grund für eine mögliche Demonstration ist auch die soziale Gruppe der Demonstrierenden bekannt. In Lateinamerika wurde  bei 658 Vorhersagen eine 99prozentige Trefferquote erzielt.
4) Heat List der Polizei in Chicago - eine Liste mit 420 Personen, die in nächster Zit ein gewaltsames Verbrechen begehen könnten (Algorithmus wertet Informationen über vergangene Verbrechen aus, sowie Daten aus deren Umfeld).
Quelle: Ley Julia, Neumann Julia (2014): Vier Arten, wie Ihre Zukunft berechnet wird. In: taz vom 2./3. Aug. 2014.
''Smart Power – das Handy als politisches Instrument''
In Kenia wurde 2007 ein System ‚Ushahidi‘ programmiert, mit dem Bürger Ausschreitungen nach Wahlen per Handy melden konnten. Bei der Erdbebenkatastrophe in Haiti 2009 wurde das System als Informationsplattform genutzt – über eine einheitliche Notrufnummer, die ein Mobilfunkanbieter zur Verfügung stellte, konnten Meldungen aller Art abgegeben werden: Vermisste und Gerettete, fehlendes Trinkwasser, Probleme in Krankenhäusern usw.; die geografische Position wurde der Meldung automatisch zugeordnet. Mit dieser kostengünstigen Variante und dem Einsatz Ehrenamtlicher als Auswerter und Übersetzer sowie der technologischen Unterstützung der US Marines wurden die Einsätze der Hilfsorganisationen koordiniert und mit GPS-Koordinaten versehen. Die Zusammenarbeit zwischen einem kenianischen Programmierer, verschiedenen NGOs, dem Militär und einem Privatunternehmen funktionierte.
Das Projekt ‚Commotion‘ ist eine unabhängige Plattform, die durch das Zusammenschalten von Handys und Laptops per WiFi geschaffen wird und aufgrund ihrer Anonymität geeignet ist, Zensurmaßnahmen zu umgehen. Es wird in Afghanistan eingesetzt, und ist geeignet, die Zivilgesellschaft zu fördern. Dort wird auch das Programm ‚Digitale Seidenstraße‘ eingesetzt, mit dem Fotos, Informationen und GPS-Koordinaten an eine Datenbank gesendet werden können, um nach Jahrzehnten bewaffneter Konflikte ein virtuelles Grundbuch zur Lösung von Landkonflikten aufzubauen.
In Kenia dient das Handy auch als Bankkonto und Geldbeutel; in einem dichten Netz von Agenten (Callboxen und kleinen Läden), die für eine kleine Gebühr als Aufpasser und Überbringer fungieren, werden Transaktionen per SMS vorgenommen – der Empfänger kann bei seinem Agent das Geld entgegennehmen. Auch Software zum Kampf gegen AIDS, Malaria, Tuberkulose usw. wird eingesetzt – in diesem Aufgabenbereich ist die Melinda & Bill Gates- Stiftung sehr aktiv.
Eine weitere Maßnahme einer ‚Smart Power‘ ist die Überwachung von Wahlen und Wahlkämpfen, wobei SMS-Botschaften der Bevölkerung die Tätigkeit der Wahlbeobachter ergänzen. Andere Anwendungen kartographieren so Fälle sexueller Belästigung und häuslicher Gewalt in Ägypten wie im Sudan, Äthiopien, Tansania, Liberia und der Elfenbeinküste. Ebenfalls in Afghanistan wird das Gehalt der Polizisten über ein Mobilfunksystem überwiesen, um der Korruption vorzubeugen.
Bei vielen Projekten geht es um ‚accountability‘, das Sichtbarmachen von Geschehenem, um Verantwortung zuweisen zu können. Dank seiner verschiedenen Funktionen – von der Kamera bis zu SMS – eignet sich das handy sehr gut als ‚Meldewerkzeug. In diese Bemühungen sind große Konzerne (google, Microsoft) bzw. deren Stiftungen eingebunden, die Philanthropie mit lohnenden Investitionen verbinden. Oft gibt es auch ein Miteinander von NGO und Privatwirtschaft.
Quelle: Laurence Allard (2012): Smart Power.  In: Le Monde Diplomatique, Beilage in der taz vom Mai 2012, pp. 1 und 14)
''FaktenCheck per Computer''
Die Software Truth Teller transkribiert gesprochene Rede in Text. Mit einem Fuzzy-String Algorithmus werden im Text überprüfbare Tatsachenbehauptungen gesucht (Problem: Paraphrasen und negative Konnotationen) und mithilfe einer Datenbank ausgewertet. Damit kann in Echtzeit festgestellt werden, ob eine Behauptung stimmt. Das System befindet sich in der Erprobungsphase.
Quelle: Hofmann Niklas (2013): Ausgerechnet: Die Fakten In: Süddeutsche Zeitung vom 14. Feb. 2013, S.11.


'''30. Pflegenotstand, Pflegeroboter und ‚mechanische Diener‘'''
'''30. Pflegenotstand, Pflegeroboter und ‚mechanische Diener‘'''
310

Bearbeitungen

Navigationsmenü